1256
M. Von unsern Dichtern.
nichts mehr daheim; er eilte nach Breslau und trat am 19. März 1813
unter Lützows schwarze Jägerschar, in die „wilde, verwegene Jagd“. In der
Kirche zu Rogau in Schlesien wurde sie eingesegnet zu dem heiligen Kampfe.
Körner wurde Offizier und Lützows Adjutant. Er war bei allen seinen
Kameraden beliebt um seines edlen, hohen Sinnes, seines tapfern Mutes und
der schönen Lieder willen, die er ihnen unterwegs dichtete. Bei einem ver—
räterischen Überfall unweit Leipzig wurde er so schwer verwundet, daß er sich
kaum noch auf dem Pferde halten und bis in den nahen Wald flüchten
konnte. Hier schlief er todmüde ein und wäre vielleicht nicht wieder aufge—
wacht, hätten nicht ein paar Bauern ihn gefunden und nach einem benach—
barten Orte gebracht, wo er unter guter Pflege genas. Nach kurzem, heimlichem
Aufenthalt in Leipzig kehrte er zu seinem Freikorps zurück, das damals bei
Hamburg stand. Am 25. August zogen die Jäger wieder gegen den Feind.
In einem Walde bei Rosenberg im Mecklenburgischen machten sie Rast.
Hier dichtete Körner in der Nacht das herrliche Schwertlied: „Du Schwert
an meiner Linken“, und als der Morgen dämmerte, schrieb er es mit Bleistift
auf ein Blättchen Papier und las es seinen Kameraden vor. Am Morgen
des 26. August begann bei Gadebusch das Gefecht. Die Franzosen flohen
bald, verbargen sich in einem Walde und feuerten auf die herankommenden
Lützower. Eine Kugel traf unsern Körner. Er sank vom Pferde. Die
Seinen kamen herbei, hoben ihn auf, trugen ihn unter einen Baum und be—
mühten sich um ihn; aber vergebens — er war tot. Sie legten ihn auf
einen Wagen und fuhren von dannen. Bei Wöbbelin, unter der Eiche, da
bestatteten sie ihren Kameraden mit allen kriegerischen Ehren und unter großer
Bewegung der Herzen während des Gesanges seines Liedes: ‚Vater, ich
rufe dich!“
Körners patriotische Lieder, die unter dem Titel „Leier und Schwert“
veröffentlicht wurden, zündeten bei der deutschen Jugend ebenso wie diejenigen
von Ernst Moritz Arndt. Nach Dietlein.