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Volk seinen Retter herbei. Hin und wieder ergriff es die Waffen,
um sich seiner Dränger zu erwehren. Die Bauern ordneten sich in
Scharen, deren Fahnen die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von
geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserm
Blut.“ Das ganze Land war der Schauplatz kleiner blutiger Gefechte
und greuelhafter Verwüstung.
Da beschloß Friedrich Wilhelm, den Feind aus den Marken zu
treiben. Zu Ende Mai 1675 brach er plötzlich auf, und schon am
18. Juni lieferte er den Schweden bei Fehrbellin eine Schlacht, welche
zeigte, daß der Kurfürst ein tapferer Kriegsmann war. An der Spitze
einiger Schwadronen stürzte er auf die feindliche Reiterei los und
warf sie. Als er bemerkte, daß einige Schwadronen ihre Führer
verloren hatten, stellte er sich an ihre Spitze und rief ihnen zu:
„Getrost, Soldaten! Ich, euer Fürst und Hauptmann, will siegen
oder zugleich mit euch ritterlich sterben!“ Er hielt mitten im Kugel—
regen. Hier bemerkte sein Stallmeister Froben, daß der Kurfürst
durch sein weißes Roß den Feinden leicht kenntlich und das Ziel der
feindlichen Geschütze sei. Unter dem Vorgeben, der Schimmel sei scheu,
wußte er seinen Herrn zu bewegen, das Pferd mit dem seinigen zu
vertauschen. Kaum aber hatte er das Roß des Kurfürsten bestiegen,
so sank er vom Pferde, von einer feindlichen Kugel getroffen. Indes
entbrannte der Kampf immer lebhafter. Sobald die brandenburgischen
Regimenter auf dem Schlachtfelde eintrafen, wurden sie in die Schlacht
geführt. Morgens 8 Uhr erreichte der Kampf seine größte Heftigkeit.
Nach einem wütenden Gefechte wurden die Schweden zum Weichen
gebracht; zwei ihrer Regimenter hieb Derfflingers Reiterei zusammen,
und als sich um 10 Uhr der Nebel verzog, sah man den Feind in
voller Flucht auf Fehrbellin zu. Man riet dem Kurfürsten, die Stadt
beschießen zu lassen, um die Feinde daraus zu vertreiben; er aber
sprach: „Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verbrennen, sondern
es zu retten.“ Die geschlagenen Schweden räumten bald darauf die
Mark und zogen sich nach Mecklenburg und Pommern zurück.
Nach dem „Cöpenicker Lesebuch“.
34. Friedrich II. der Grosie.
(1740 - 1786.)
1. Friedrichs Jugendjahre.
Friedrich IL. der dritte preußische König, war im Jahre 1712
an einem Sonntag geboren. Sein Vater, König Friedrich Wilhelm J.
gab sich alle Mühe, seinen Sohn zu einem Mann zu erziehen, wie er
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