Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen in Elsaß-Lothringen

— 370 — 
dürfen wir dabei nicht vergessen, daß ihn ein Heer von Schmarotzern 
begleitet, für die er jagt und übrig läßt. Diesen Hofstaat bilden vor— 
züglich Schakale und Hyänen. In ehrerbietiger Stille folgen sie von 
weitem und harren, was der königliche Herr ihnen lassen wird. Aber 
der Wüstenkönig würdigt diese unsaubere Gesellschaft, deren Gefräßig— 
keit er zu kennen scheint, niemals eines Blickes. Sich selbst genug, 
wiegt er gesättigt den Kopf hin und her und verabscheut es als 
Katze, mit den im vollen Sinne des Wortes hündischen Schmarotzern 
zu verkehren. 
Diesem Selbstgefühle entspricht es, daß er den Kampf selbst 
mit dem durch List und Waffe so furchtbaren Menschen nicht scheut. 
Kühn bietet er dem Gegner die Stirn. Furchtbar glühend wird sein 
Blick, wenn er angegriffen oder verwundet ist. Mit weit aufgerissenem 
Rachen, das furchtbare Gebiß drohend gerichtet, mit struppiger Mähne 
und zornigem Schweifswerfen steht er dem Gegner gegenüber. Wehe 
diesem, wenn er den Augenblick vorüber ließ, in welchem der Löwe, 
den Angriff erwartend, die Strecke zwischen sich und seinem Gegner 
zum Sprunge mißt; wehe ihm, wenn die Kugel fehlte! So furchtbar, 
wo er Stirn gegen Stirn stehet, so feig ist der Löwe, wenn er sich 
in der Grube gefangen sieht. Es ist, als ob er sich schäme, die Falle 
übersehen zu haben, und deshalb ruhig das ihm bereitete Schicksal 
ertrage. 
Ende Dezember wirft die Löwin in unzugänglicher Schlucht zwei, 
selten drei Junge. Nach drei Monaten entwöhnt sie dieselben, indem 
sie sich täglich auf einige Zeit von ihnen entfernt und sie mit kleinen 
Bissen Schaffleisch füttert. Sind die Jungen vier bis fünf Monate 
alt, so begleiten sie die Mutter bis an den Saum des Waldes, um 
die Beute des Vaters in Empfang zu nehmen. In einem Alter von 
acht Monaten fallen sie bereits Schaf- und Ziegenherden an; aber 
erst nach einigen Jahren sind sie fähig, Pferde, Rinder und Kamele 
zu erlegen. Nach acht Jahren hat der Löwe die höchste Blüte seiner 
Kraft erreicht. Nach K. Müller. 
2. Der Elefant. 
Das größte Geschöpf unter den gegenwärtigen Landsäugetieren 
ist zugleich eines der friedlichsten und dem Menschen vertrautesten, 
dabei trotz aller scheinbaren Plumpheit in einer ganz seltenen Weise 
gewandt und gelehrig 
Der Elefant erreicht eine Höhe von 3 bis 4 Meter und ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.