Full text: [Teil 4 = (5. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 4 = (5. Schuljahr), [Schülerband])

229 
In der großen holzhalle war es angenehm warm nach dem eisigen 
Winde auf der Elbe, und voller Menschen war es auch. Der steinerne 
Fußboden war so voll Schlamm wie die Straße, obgleich es noch früh 
am Morgen war. 
Wir setzten uns an einen der langen Tische auf eine Bank, und 
Dnkel Hein ließ uns jedem eine große Tasse Fleischsuppe und ein Bund¬ 
stück geben. Ts war sehr billig und schmeckte sehr gut. 
„Das ist 'ne Wohltat, diese Halle," sagte Gnkel, „da können doch 
die Leute alle, wenn sie verklamt und hungrig sind, sich 'n büschen auf¬ 
muntern. Das ist aber auch die einzige Wirtschaft im Freihafen, diese 
Halle hier." 
„Warum gehen denn die Arbeiter nicht zu Mittag nach Haus?" 
fragte ich Dnkel. 
„Zu Haus? ach lieber Gott, wo denkst du wohl hin! Für die meisten 
wär' das viel zu weit, die wohnen ja ganz draußen, wo die Mieten 
'n büschen billiger sind. Und wie viele fremde Arbeiter gibt das hier, 
die haben überhaupt bloß 'ne Schlafstelle und weiter gar nichts! Beine 
Familie, keine kleine Stube, wo sie sagen können, dies ist nun meine 
Stube! heute arbeiten sie in Hamburg, und morgen, wenn sie nichts 
zu tun finden, dann müssen sie nach Stettin meinetwegen oder nach Bopen- 
hagen oder nach London, daß sie man wieder Brbeit finden. Die sind 
da böse dran." 
Ich betrachtete die Leute in der Baffeehalle, und bald konnte ich 
solche erkennen, die gewiß keine Hamburger waren. 
„Guck', da sitzt sogar 'n Beger," sagte Gnkel und zeigte in eine Tcke, „das 
möcht' ich nu auch wohl wissen, wie das dem im Hamburger Winter gefällt!" 
Wir gingen dann mit Dnkel einen langen Bai entlang, wo der 
Wind uns um die Ohren pfiff. Dort waren wenig Leute. Endlich kamen 
wir an ein Segelschiff, zu dem eine Planke hinüberführte, hoch in der Luft. 
„hier, zu Bapitän Williams," sagte Gnkel. 
Wir gingen auf das kleine Schiff, es war ein Norweger Schoner, 
sagte Dnkel. Das Deck war voll von weißem Beif. Der Bapitän war 
sehr freundlich,' er saß in seiner warmen Babine und rauchte aus seiner 
Tonpfeife. 
Bapitän Williams sagte uns auf englisch guten Tag, und dann 
sprach Gnkel norwegisch mit ihm. 
Wir bekamen dort jeder eine schöne Bpfelsine mit Blättern. 
„von Malta," sagte Gnkel Hein, „wenn ihr wißt, wo das ist." 
„Guck'," sagte Gnkel, als wir wieder über die Laufplanke zurück¬ 
gingen, „das schöne Schiff da fährt im Sommer regelmäßig nach dem 
Bordkap, das ist jetzt 'ne Vergnügungstour."
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.