G. Bilder aus der Fremde.
sich über die Erde, indem der Wind ihre geflügelten Samen weithin durch
die Lüfte einer neuen Heimat zuführt; bei der Kokospalme dagegen versehen
die Meeresströmungen diesen Dienst und tragen die schwimmenden Nüsse
nach fernen Küsten. Der Golfstrom führt zuweilen Kokosnüsse nach Island,
Nowaja-⸗Semlja und Spitzbergen. An manchen Küsten, z. B. in Deutsch⸗
Ostafrika, pflanzt der Mensch diese nutzenbringende Palme an.
Kein Baum der Tropenwelt ist auf so vielfache Weise dem Menschen
nützlich wie die Kokospalme. Die Frucht versorgt ihn nicht nur mit Speise
und Trank, sondern es wird auch ein wertvolles, aus einem Gemenge von
festem und flüssigem Fett bestehendes Ol daraus gewonnen, welches ohne
Rauch und Geruch verbrennt und frisch sogar beim Kochen gebraucht werden
kann. Es besitzt zwar die in manchen Fällen unangenehme Eigenschaft, schon
bei einer Temperatur von — 2090. zu gerinnen, doch läßt sich der flüssige
Teil (Elain) vom talgartigen (Stearin) trennen, wodurch beide an Wert ge—
winnen; denn während jener ein vortreffliches Lampenöl giebt, werden
aus diesem Lichte (Stearinlichte) hergestellt, die nicht viel teurer als
Talglichte sind und an Güte fast die Wachskerzen erreichen. Die getrockneten
Nüsse kommen unter dem Namen Kopra in den Handel. Aus den harten
Schalen, die sich drechseln und polieren lassen, macht man Trinkgefüße und
andre Gegenstände. Die Blattspindeln liefern gute Besen für das Schiffs—
verdeck, und aus den Mittelrippen der einzelnen Blättchen verstehn die
Frauen einzelner Inseln niedliche Kämme zu machen. Aus den
Blättchen verfertigt man vortreffliche Körbe und schöne Matten und
Augenschirme. In manchen Gegenden liefert die Kokospalme fast aus—
schließlich das Baumaterial sowohl für die einfachen Hütten der Ein—
gebornen, als auch für die Landhäuser der Europäer. Die Blätter
bilden das Dach, die gespaltenen Stämme die Stützen und das
Gebälk des leichten Gebäudes. Das Holz der ältern Bäume, welches eine
rotgelbe Farbe hat und mit schwarzen Linien durchwebt ist, nimmt eine
schöne Politur an. Die jüngsten und zartesten Blätter, das sogenannte
Herz, sind gekocht und gebraten ein vortreffliches Gemüse und werden nur
deshalb nicht häufiger genossen, weil ein solches Gericht jedesmal den Verlust
des Baumes nach sich zieht. Sogar die Scheiden, welche die mächtigen
Blattstiele am Grunde unterstützen und gegen das Abbrechen schützen, haben
ihren Wert. Sie bilden ein zähes, fasriges, elastisches Netzwerk, welches
in großen Stücken sich abstreifen läßt und einem groben gewebten Tuche so
täuschend ähnlich sieht, daß man glauben sollte, der Mensch hätte seine Kunst
daran gelernt. Aus der fasrigen Fruchtrinde oder Hülse verfertigt man
Stricke, welche zwar nicht so gut aussehen wie die hanfenen, sie aber bei