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15. Passionslied.
V. Somer.
Das Kirchenjahr. Paderborn 1887. S. 163
Christi Mutter stand mit Schmerzen
Bei dem Kreuz und weint' von Herzen,
Als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voll der Trauer,
Unter Angst und Todesschauer,
Ihr das Schwert des Leidens ging.
O, welch großer Gram sie quälte!
O, was litt die auserwählte,
Heil'ge Mutter Gottes da,
Als sie seufzend, bebend, schmachtend,
n hehren Sohn betrachtend,
Seine bitt're Marter sah!
Ist ein Mensch, der ohne Zähren
Christi Mutter bei dem hehren
Sohne säh' in solcher Not!
Wer betrachtet ohne Schauer
Dieser frommen Mutter Trauer
Über ihres Sohnes Tod?
Ach, für seiner Brüder Schulden
Sieht sie Jesum Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;
Sieht ihn trostlos und verlassen
An dem blut'gen Kreuz erblassen,
Ihren lieben, süßen Sohn!
Gib, o Mutter, Quell der Liebe,
Daß ich mich mit dir betrübe,
Gib mir Teil an deinem Schmerz!
Christi Lieb' in mir entflamme,
Daß dem hehren Gotteslamme
Wohlgefällt mein armes Herz!
Heil'ge Mutter, Jesu Wunden,
Deren Schmerz du mitempfunden,
Präge tief ins Herz mir ein!
Da sein Blut für mich geflossen,
Mach' mich auch zum Mitgenossen
Seiner bittern Todespein!
Wahrhaft laß mich mit dir weinen,
Ganz mit Christi Leid vereinen,
Bis mein Geist von hinnen fährt!
Neben dich zum Kreuz mich stellen,
Klagend dir mich zugesellen,
Das ist, was mein Herz begehrt.
Jungfrau, auserwählt vor allen,
Laß mein Flehen dir gefallen,
Mach', daß mich dein Schmerz verzehr
Daß ich Christi Leid beklage,
Seinen Tod im Herzen trage,
Seine Wunden tief verehr'!
Laß mich treu beim Kreuze weilen,
Daß mich Christi Wunden heilen
Und mich selig macht sein Blut!
Bei des Weltgerichtes Schrecken
Laß doch deinen Schutz mich decken,
Schirm' mich vor der ew'gen Glut!
Herr, wenn meine Tage enden,
Halt' in deiner Mutter Händen
Kron' und Palme mir bereit!
Wenn mein Leib sich legt zum Sterben,
Dann laß meine Seele erben
Deines Reiches Herrlichkeit!
16. Ostern und FIrühling.
A. Berthold, Betrachtungen der Natur. Köln 1878. 2. Aufl. S. 311.
Schon die heidnischen Religionen hatten ihre Feste, in denen sie
den Sieg des wiedererwachten Frühlings über den Winter, den Sieg
des Lebens über den Tod feierten. Unsere Vorfahren verehrten sogat
eine Göttin, die Ostara, als die Göttin des neuen Lebens in der
Nalun des strahlenden Lichtes Ihr zu Ehren wurden Feuer ange—