Full text: Was der Jugend gefällt

B 
Nach seinem Stuhle gehend, tritt er ein, 
doch wunderbar, ein andrer sitzet dort; 
er überblickt der Mönche lange Reih'n, 
nur Unbekannte findet er am Ort. 
Der Staunende wird angestaunt ringsum, 
man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr. 
Er sagt's. — Da murmelt man durchs heiligtum: 
„Dreihundert Jahre hieß so niemand mehr!“ 
„Der letzte dieses Namens,“ tönt es dann, 
„er war ein Zweifler und verschwand im Wald; 
man gab den Namen keinem mehr fortan.“ 
Er hört das Wort, es überläuft ihn kalt. 
Er nennet nun den Abt und nennt das Jahr; 
man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand; 
da wird ein großes Gotteswunder klar: 
Er ist's, der drei Jahrhunderte verschwand. 
Ha, welche Lösung! Plötzlich graut sein Haar, 
er sinkt dahin und ist dem Tod geweiht, 
und sterbend mahnt er seiner Brüder Schar: 
„Gott ist erhaben über Ort und Zeit. 
Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar; 
drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach! 
Ich weiß, ihm ist ein Tag wie tausend Jahr', 
und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag!“ 
— a îù — — c a c c[ 2 
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