Full text: Der Mensch und die menschliche Gesellschaft (Teil 5, [Schülerband])

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„Was wolltest du mit dem Dolche? sprich!“ 
entgegnet ihm finster der Wüterich. — 
„„Die Stadt vom Tyrannen befreien!““ 
„Das sollst du am Kreuze bereuen!“ 
2. „Ich bin,“ spricht jener, „zu sterben bereit 
und bitte nicht um mein Leben; 
doch willst du Gnade mir geben, 
ich flehe dich um drei Tage Zeit, 
bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; 
ich lasse den Freund dir als Bürgen, 
ihn magst du, entrinn' ich, erwürgen.“ 
3. Da lächelt der König mit arger List 
und spricht nach kurzem Bedenken: 
„Drei Tage will ich dir schenken; 
doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist, 
eh' du zurück mir gegeben bist, 
so muß er statt deiner erblassen; 
doch dir ist die Strafe erlassen.“ 
4. Und er kommt zum Freunde: „Der König gebeut, 
daß ich am Kreuz mit dem Leben 
bezahle das frevelnde Streben; 
doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, 
bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; 
so bleib du dem König zum Pfande, 
bis ich komme, zu lösen die Bande.“ 
5. Und schweigend umarmt ihn der treue Freund 
und liefert sich aus dem Tyrannen; 
der andere ziehet von dannen. 
Und ehe das dritte Morgenrot scheint, 
hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint, 
eilt heim mit sorgender Seele, 
damit er die Frist nicht verfehle. 
6. Da gießt unendlicher Regen herab; 
von den Bergen stürzen die Quellen, 
und die Bäche, die Ströme schwellen; 
und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab, — 
da reißet die Brücke der Strudel hinab, 
und donnernd sprengen die Wogen 
des Gewölbes krachenden Bogen. 
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