Full text: [Band 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Band 3 = Oberstufe, [Schülerband])

VI. Aus dem Menschenleben. 
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4. Nicht an die Güter hänge dein Herz, 
die das Leben vergänglich zieren! 
Wer besitzt, der lerne verlieren, 
wer im Glück ist, der lerne den Schmerz! 
Friedrich Schiller 
5. Genieße, was dir Gott beschieden, 
entbehre gern, was du nicht hast; 
ein jeder Stand hat seinen Frieden, 
ein jeder Stand auch seine Last. 
Christian Fürchtegott Gellert. 
243. Eine Stunde der Versuchung. 
er Visehler Stuber orzahlte mir auf seinem Sterbebett ein Ereignis 
1 us seinem Leben, dessen Erinnerung ihmn ein Labsal war. 
Ieh weib wohl, sagte er, ich hab' viele Sunden begangen und 
vieles Gute unterlassen, was jeh hätto tun Können. Wenn ieh aber 
denke, wie ieh die Versuehung bestanden habe, da kuhlt mir's das heihe 
Xissen, und ieh atme leiehter. 
nd doeb, begann er dann wieder, wenn man's genau besĩeht, ist 
eigentlieh niehts dran; l Var nur nieht sebleeht, aber ieh war in grober, 
werer Versuehung, und ieh patte mieh nieht mein lebelang so zu 
plagen gehabt und Lönnte meinen Kindern jetet ein sehönes Erbe hinter· 
asgen. Schauen Sie, Herr Plarrer, es ist jotet Winter und ist Naceht, 
and ieh liege da und kann mieh nieht rühren; aber wenn ieb mieh 
jener Stunde erinnere, ist Sommer, ist heller, sehöner Abend, und ieh 
ele noeh in den besten Jahren Ind höre ganz deutlien den Lupfer- 
Ichmied neben dem Hause des gtota einen Lessel klopien.. Es war 
ein paar Tage naeh dem Pode des Holzhändlers Stotz. Er war ein 
luger Kopt; er hat nieht bloh Stümme nach Holland gesehiekt, er hat 
zwei sSagemuhlen angelegt, den größten PTeil der Stamme versagen 
lassen und damit viel an Arbeitslohn verdient. Er war ein harter 
Mann, und Sie wissen ja, wie er gestorben ist: von einem Baum am 
Rockertsberg im Gewitter ersehlagen. Ieh gehe also naeh seinem Hause 
und trete in die Sehreibstube, gleieh reehter Hand, wenn man zur Tur 
hereinkommt. Mie ieh eintrete, sgteht der Buehhalter — ieb nenne 
keinen Namen und bitte, forsehen Sie aueh niebt nach. — der Bueh
	        
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