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aus Holland herbei und übernahmen die Anführung eines
Theiles des Bundesheeres. So befand man sich denn am Ende
des Jahres 1625 wieder an die Stelle zurückgesetzt, in der
man sich bei dem Anfänge des Krieges in Böhmen befand;
nur war jetzt das nördliche Deutschland der Schauplatz
eines Krieges der Reichsgewalt gegen aufrührerische, mit dem
Auslande verbündete Reichstände, — eines Krieges, von wel-
chem man in Deutschland, von welchem man bis dahin in
ganz Europa kaum ein ähnliches Beispiel hatte.
Wallcnsiein. — Es schien fast, als wäre das Glück an
Ferdinands Thron gefesselt; denn bei der neuen Gefahr zeigte
sich ihm auch wieder neue Hülfe. Es trat jetzt einer seiner
Offiziere vor ihn, mit dem überraschenden Anerbieten, ihm
ein Heer zu verschaffen, ohne daß es ihm das Geringste kosten
sollte. Dieser Mann hieß Albrecht von Wallen st ein
(eigentlich Wald st ein). Er war aus einem freiheitlichen
Geschlechte von lutherischen Eltern zu Prag geboren, später
aber zur katholischen Religion zurückgekehrt. Er genoß in sei¬
ner Jugend einer vielseitigen Bildung. Bald nach seinem Ab¬
gänge von der Universität Altdorf in Bayern durchreisete er
Holland, England, Frankreich und Italien. Zu Padua zog
ihn besonders der dort ertheilte Unterricht in der Astrologie
oder Sterndeuterei an; denn es herrschte damals der Aber¬
glaube, man könne aus dem Stande der Sterne die künftigen
Schicksale der Menschen erkennen. Hier war cs, wo ihm der
Sterndeuter Seni die Versicherung gab, in den Sternen ge¬
lesen zu haben, Wallenstein sei zu hohen Ehren bestimmt. Seit
der Zeit war Seni sein trautester Freund, und Ehrgeiz seine
heftigste, ja fast einzige Leidenschaft. Die Bürgschaft in seiner-
eigenen Brust, zu etwas Außerordentlichem bestimmt zu sein,
schienen ihm von nun an auch die Sterne, welche er in nächt¬
licher Stille beobachtete, zu bestätigen.
Mit hohen Entwürfen in der Seele kehrte er in sein
Vaterland zurück und nahm beim kaiserlichen Heere Dienste.