1
0
5
einem Landtage befragte er deshalb sein Volk. Durch einen teuren
Eid verpflichteten sie sich alle, dem Könige beizustehn.
Nicht gar lange ließen im Jahre 933 die Boten der Ungarn
warten, welche kamen, um den Tribut einzufordern. Das einzige, was
sie zurückbrachten, war Spott und Hohn. „Ein fetter Hund ist uns im
Sadsenlande gegeben worden! Das ist alles!“ riefen sie ihren Obersten
entgegen. Da wurden schnell die kleinen Rosse mit den feurigen Augen
zu einem Rachezuge sondergleichen gesattelt. Aber das Glück war von
ben Heiden gewichen.
Leicht wurde der Vortrab der Ungarn zurückgeschlagen. Am
Morgen des 15. März 833 stellte Heinrich sein Heer in Schlachtordnung
auf. Vor den Reihen flatterte das Panier) des heiligen Michael, die
damalige Schlachtfahne der Deutschen. Der Koͤnig selbst, die heilige
Lanze in der Hand, trat vor seine Krieger und ermahnte sie, das Vater—
land und ihre Väter zu rächen und auf Gottes Gnaͤde allein zu trauen
Dann wurde angegriffen. Heinrich führte, damit die Ungarn nicht
gleich beim Anblick der gepanzerten Reiterscharen die Flucht ergriffen,
zuerst tausend Thüringer zu Fuß in den Kampf. Die Schlacht wurde
don den Ungarn angenommen; kaum aber sahen sie die schweren, eisen⸗
gepanzerten sächsischen Reisigen aus dem Walde hervorbrechen, so wandten
sich alle zur äligsten Flucht. Die kleinen Steppenrosse trugen ihre
Rliter mit solcher Eile davon, daß man trot längerer Verfolgung nur
wenige töten konnte. Es war ein schönes Dankopfer für diesen Sieg,
daß Heinrich den jährlichen Tribut, welchen die Ungarn bis dahin
erhalten hatten, nun an die Kirche zahlen ließ, damit sie der Not der
Almen kräftiger abhelfen könnte. Für die Töchter und Frauen der
„im Heldenkampf für Glauben und Vaterland Gefallenen“ sorgte er
benfalls auf das freigebigste.
Nun hatte Heinrich sein Werk vollbracht, Deutschlands Grenzen
waren gesichert; denn auch die Böhmen und Dänemark hatten die Macht
des Königs empfunden. Jetzt konnte Koönig Heinrich daran denken
sich ungestört den Freuden seines Hauses, den Werken der Barmherzigkeil
hinzugeben.
83. Die Heerensammler im Harz.
Geors Kohl. (Gekũrezt.)
Deutsehe Volxsbilder und Naturansiehten aus dem Harze. Hannover. 1866. 8. 8320.
Unsere schönen europäischen Obstarten gedeihen nur am Fuße des
Harzes in den Gärten des hübschen, ihn umgebenden Stãdtekranzes
Die Ratur hat aber diesen Mangel durch mehrere wilde Früchte und
Beerenstraäuche, die ein hartes Klima ertragen, und die sie in großer
Fulle uber die Brüche, Sümpfe, Wälder Und Änger ausstreute, erseht
Die Einsammlung und Verwertung der Erd⸗ und Heidel⸗, der Brom⸗
Him⸗ und Preißelbeeren bildet einen nicht unwichtigen Nahrungszweil
uͤnd eine jährlich wiederkehrende Beschäftigung eines großen Teiles der
Harzbevölkerung namentlich der Frauen uͤnd der Jugend.
Die Nachfrage nach allen diesen gewürzigen wilden Früchten is
1) Das Panier, das Banner, die Heerfahne.