Em staen syne granken alzo fyn 
umme syn muleken over al. 
Reinke de vos 1358. 
Mit Vaterstolz äußert der alte Reineke diese Worte, indem 
er auf die hervorspriefzenden Schnurrhaare seines Sohnes schaut. 
Granken nennt das Lied die stachligen Borsten. Das alte 
Grundwort gra- bedeutet etwas Spitzes, Borstiges. Ehd. 
grana bedeutet Schnurrbart') mndd. grane Barthaar'. 
Noch heute nennen die Siebenbürger die „stachlige“ Zierde der 
Oberlippe grun. Spitz und scharf stecken auch die Getreide— 
ähren ihre Borsten hervor, die daher Grannen heißen. 
Mit den wandernden Germanenstämmen ist das Grundwort 
weit umhergekommen. Die Westgoten haben es ihren Erben, 
den Spaniern, vermacht, die nun mit greñ a struppiges haar 
bezeichnen, und die altfranzösische Sprache kennt die Bezeichnung 
grenon für Bart. 
Zu dem Stamme gra⸗ gehört auch das Wort Gräte als 
Bezeichnung spitzer Fischknochen, und das Wort Grat als Name 
scharfer Bergkanten. „Jetzo auf den schroffen Zinken hängt sie, 
auf dem höchsten Grat, wo die Selsen jäh versinken, und ver— 
schwunden ist der Pfad.““ 
In manchen Mundarten wird die Getreidegranne Achel 
genannt. Auch dieses Wort geht auf die Grundbedeutung spitz, 
scharf' zurück (idg. ak- spitz'). Aus dieser Wurzel sind wieder 
eine Reihe von Wörtern hervorgegangen, die das Scharfe als 
haupteigenschaft eines Dinges hervorheben. Lassen wir in ahd. 
ahil (spr. äch il) den Gaumenlaut aus, wie es viele Mund— 
arten im Laufe der Zeit getan haben, so erhalten wir die Form 
ail. So ist im Englischen die Entwicklung gewesen, wo ails, 
eils Weizen- und Gerstengranne' bedeutet, so auch in nieder— 
Schiller, Alpenjäger. 
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