Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten

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456. Rehre wieder! 
Kehre wieder, kehre wieder, der du dich verloren hast, 
sinke reuig bittend nieder vor dem Herrn mit deiner Last! 
Wie du bist, so darfst du kommen und wirst gnädig aufgenommen. 
Sieh, der Herr kommt dir entgegen, und sein heil ges Wort verspricht 
dir Vergebung, Heil und Segen; kehre wieder, zaudre nicht! 
Kehre aus der Welt Zerstreuung in die Einsamkeit zurück, 
wo in geistiger Erneuung deiner harrt ein neues Glück, 
wo sich bald die Stürme legen, die das Herz so wild bewegen, 
wo des heil'gen Geistes Mahnen du mit stillem Beben hörst 
und von neuem zu den Fahnen Jesu Christi heilig schwörst. 
Kehre wieder, irre Seele; deines Gottes treues Herz 
beut Vergebung deinem Fehle, Balsam für den Sündenschmerz. 
Sieh auf den, der voll Erbarmen dir mit ausgestreckten Armen 
winket von dem Kreuzesstamme; kehre wieder, fürchte nicht, 
daß der Gnäd'ge dich verdamme, dem sein Herz vor Liebe bricht. 
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Kehre wieder! Neues Leben trink in seiner Liebeshuld, 
bei dem Herrn ist viel Vergeben, große Langmut und Geduld. 
Faß' ein Herz zu seinem Herzen, er hat Trost für alle Schmerzen, 
ann alle Wunden heilen, macht von allem Aussatz rein, 
darum kehre ohne Weilen zu ihm um und bei ihm ein! 
Kehre wieder, endlich kehre in der Liebe Heimat ein, 
in die Fülle aus der Leere, in das Wesen aus dem Schein, 
aus der Lüge in die Wahrheit, aus dem Dunkel in die Klarheit, 
us dem Tode in das Leben, aus der Welt ins Himmelreich! 
Doch was Gott dir heut' will geben, nimm auch heute — kehre gleich! 
Spitta. 
n 
„Herr, lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, 
auf daß wir klug werden.“ 
457. Kannitverstan. 
Der Meusch hat wohl täglich Gelegenheit, Betrachtungen ũüber 
den Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und 
Afrieden zu werden mit seinem Schicksal, wenn auch nicht viel 
gebratene Dauben für ihn in der Luft herumfliegen. Aber auf dem 
tamsten Umwege kam ein deutscher Handwerksbursche in Amster 
dam durch den Irrtum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntnis. Denn 
As er in diese grose und reiche Handelsstadt, voll prächtiger Häuser, 
wvogender Sehiffẽ und geschuftiger Menschen gekommen war, fiel ihm 
Hogleieh ein grossßes Haus in die Augen, wie er auf seiner ganzen
	        
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