fullscreen: (Siebentes bis neuntes Schuljahr) (Teil 4, [Schülerband])

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Danach kam das Einsetzen der Borsten. Diese selbst kaufte er von 
den Bauern und Schlächtern als Rohware; auch sie bedurften noch 
mancherlei Behandlung, ehe sie zum Verbrauch fertig waren. 
Eines Tages hatte ich Gelegenheit, mir auch einmal die schon 
20 genannte große Bürstenfabrik anzusehen. Der Geschäftsherr war zwar 
nicht zu Hause, aber der Werkführer hatte die Freundlichkeit, mir den 
Betrieb zu zeigen. Zuerst führte er mich in die Tischlerei, da wurde 
die ganze Holzarbeit besorgt. Die Leute, die dort beschäftigt wurden, 
waren gelernte Tischler, die mit der Bearbeitung des Holzes gründlich 
25 vertraut waren, und die nun, nachdem sie sich jahrelang der Bürsten¬ 
herstellung allein zugewandt hatten, einen ganz besondern Grad der 
Fertigkeit in diesem Arbeitszweige erreicht hatten. Aus der Tischlerei 
wanderte die Ware zur Bohrmaschine, die mit Dampf getrieben und 
immer von denselben Arbeitern bedient wurde. Auch diese Leute hatten 
30 eine unübertreffliche Sicherheit in ihrer Arbeit erreicht. 
Danach wurde ich in einen großen Arbeitsraum geführt, in dem 
Frauen und Mädchen die Borsten nach Sorten sichteten; aus großen 
Haufen Rohware suchten sie die feinen und groben, die weißen und 
schwarzen Haare heraus und legten die gleichartigen in Häufchen vor 
35 sich auf die Tische. Von da wanderten sie weiter, um in andre, noch 
genauere Unterabteilungen, im ganzen wohl zwanzig an der Zahl, zer¬ 
legt zu werden. Diese Arbeit wurde ebenfalls von weiblichen Arbeitern 
ausgeführt; denn besondre Kräfte gehören ja nicht dazu, wohl aber flinke 
Hände und scharfe Augen, und die haben die Frauen. 
40 Der nächste Raum, in den ich geführt ward, war die eigentliche 
Bürstenbinderei; hier wurden die Borsten eingesetzt. Aber auch hier 
machte nicht jeder Arbeiter alle vorkommenden Bürstensorten, sondern es 
waren Abteilungen gebildet, für die groben, mittleren, feinen und feinsten 
Sorten, und jeder Abteilung waren die dafür besonders geschickten Ar- 
45 beiter zugewiesen. Diese blieben meistens dauernd in ihrer Abteilung 
und nur, wenn man merkte, daß ein Arbeiter an Geschicklichkeit gewann 
oder verlor, versetzte man ihn klug in eine andre. Aber auch in der 
Binderei wurden die meisten Bürsten noch nicht ganz fertig, ein großer 
Teil ging noch einmal zurück in die Tischlerei, um die Oberblätter auf- 
50 zuleimen und zu verschrauben und die Politur zu vervollständigen. 
Als ich meinen nächsten Besuch bei dem alten Bürstenbinder machte, 
schilderte ich ihm das Gesehene. „Es ist kein Wunder", sagte er 
nachdenklich, „daß ich mit denen nicht mehr mitkommen kann; denn eine 
solch geschickte Arbeitsteilung ist in der Handwerkerwerkstatt gar nicht 
55 ausführbar, weil der Handwerker so viele Auswahl unter der kleinen
	        
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