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3. Zum Fenster noch einmal blickt's Schwälbchen hinein:
„Ade, liebe Kinder, geschieden muß sein!
Ich hatte mein Nest an dem Fenster gebaut,
Ihr habet mit Freuden die Kleinen geschaut
Und gern auf mein Zwitschern des Morgens gehört,
Ihr habet mir niemals den Frieden gestort.
Drum möge auch euch in Freud' und Gefahren
Der Himmel die liebenden Eltern bewahren!
Ade, ade!“
Loöwenstein.
Im Winter.
48. Der Winter.
Im MNinter ruht die Erde und sammelt neue RKräfte für den
künftigen Frübling. Sie macht es wie der Mensch. Auch dieser
legt sich am Abend zur Ruhe und schläft während der Nacht.
Gestärkt erwacht er dann am Morgen. — Die Bäume haben jetzt
ihren Schmuck verloren und stehen entlaubt da. Die Blumen vind
verblüht, das Gras der Wiesen ist verwelkt, und alles ist stil.
Kein munterer Singvyogel lässt mehr seine Lieder erschallen, und
nun treibt kein Hirt mehr seine Herde ins Freie. RKalt, sehr kalt
ist es oft während des VWinters, und die Leute hüllen sich deshalb
tiefer in varme Rleider und Pelze. Jetzt kann man den Ofen nicht
entbehren. Man bheizt fleissig ein, damit es in den Stuben varm
werde. Manche arme Leute haben weder Holz, noch Kleidung und
müssen daher frieren. Könnte ich ihnen doch helfen!
Das Masser gefriert vor Kälte und verwandelt sieh bald in Eis.
Flüsse und Teiche sind im Minter gar oft von ihm bedeckt.
Durch die Kälte gefrieren auch dies Dünste in der Luft und
fallen als Schnee herab. Dieser bedeckt Dächer, Strassen und Fluren
mit einem weissen Teppich und blendet das Kuge des Wanderers.
Unter dem Schnee vaäehst die junge Wintersaat lustig empor, da
sie durch ihn vor Rälte geschützt vird.
Freilich können vwir jetzt nicht mehr so häufig draussen spazieren
gehen; denn die Tage dauern nur acht bis neun Stunden, und oft
ist das Wetter sehr rauh. Aber doch bietet der Winter uns Rin-
dern viele Freuden. Mie schön ist's, venn wir auf Schlüften vehnell
die Hügel hinabgleiten! Wie schön ist's, venn wir auf dem glatten
Pise, die Füsse mit Schlittschuhen beflügelt, dahin elent Woelobo
Lust ist's, venn der Schnee zu tauen beginnt! Da valzen die
Knaben einen Schneeball so lange vor sich her, bis er grols genug ist.
Nun vird noch ein kleiner daraut gesetzt, und dor Sehneemann ist kortig.
WVahrend der langen Winterabende bleiben die Kindor
Hause. Da können sie um Nüsse und Apfel spielen oder in nüiez
lichen Büchern lesen und sich dadurch angenehm die Zeit vertreiben.
Auch das schöne Weihnachtsfest wird im Winter gefeiert. Es soll