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Aufnahme in der Charité (Barmherzigleit), so heißt nämlich die größte
Heilanstalt Berlins, welche sährlich Tausende verpflegt.
Von den Vergnügungsplätzen außerhalb Berlius ist der bekannteste der
Tier garten, ein mit Spaziergängen und Fahrwegen durchzogener Park, wel⸗
cher kleine Inseln und Teiche und schöͤne Anlagen enthält. In reizender Ümge—
bung sieht dort das Denkmal Friedrich Wilhelms UI. in Marmor ausgeführt.
Ein Gang durch den Tiergarten nach Westen führt nach der Nach—
barstadt Charlottenburg, welche mit Berlin durch eine Pferdeeisenbahn
verbunden ist. In dem dortigen Schloßgarten befindet sich das Mausoleum,
welches dem Könige Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise als
Ruhestätte dient. Nach Kohrs
49. Das Leben im Harze.
Unter den norddeutschen Gebirgen verleihen dem Harz besonders seine
aus Granit gebauten hohen Kuppen seine tiefen Felsenthäler, unter denen
sich das der Bode, Oker, Ilse und Selke auszeichnen, und seine vorzügliche
Bewaldung ein malerisches Ansehen. Die herrliche Natur des Gebirges
lockt einen zahlreichen Besuch von Fremden heran, setzt dadurch die Bevol—
kerung in Nahrung und trägt nicht wenig zu dem regen Leben bei, welches
sich rings am Fuße des Gebirges in einer Menge netter Städtchen und
Flecken entwickelt. Während der Sommermonate werden diese Orte von
einer ansehnlichen Zahl von Gästen belebt, die entweder wegen der anzie—
henden Umgebungen längere Zeit darin verweilen oder nach den höheren
Gebirgsgegenden, nach der Teufelsmühle auf dem Ramberge oder nach der
malerischen Felsenpartie der Roßtrappe oder nach dem Brocken weiter ziehen.
Einen allgemeineren und älteren Nutzen als durch seine den Fremden—
verkehr anziehenden Schönheiten gewährt der Harz durch seinen Wald—
reichtum. Zwar fehlt dieser dem höchsten Teile; allein gleich unter ihm
steigen die Walder der abgehärteten und anspruchölosen Fichte empor, und
bis zu 40 Meter gedeihen namentlich im Unterharze die herrlichsten Laub—
wälder. Das Holz nimmt große Flachenräume ein, und der Waldbau bildet
besonders in dem rauheren Oberharze, wo Nadelholz vorherrscht, eine der
vorzüglichsten Sorgen und Arbeiten der Bevölkerung. Deun er ist nebst
der Pflege des Weldegrundes fast die einzige Form des Anbaues, die bei
der hohen Lage sicheren Ertrag gewährt. Daher hat daselbst auch vie Wald—
kohlerei eine erhebliche Ausdehnung gewonnen, da durch sie der Brennwert
des Holzes leichter sich nutzbar machen laäßt.
Aber der augenfälligsie Zug im gesamten Leben des Harzes ist das
berg⸗e und hüttenmäunnische Wesen. Das haben seine Blei- und
Silbergruben, vorzüglich die Gegenden von Goslar, Klausthal, Zellerfeld,
Andreasberg und Harzgerode veranlaßt. Daher findet sich dort eine große
Zahl Anstalten, die sich auf den Bergbau beziehen; daher nehmen dort
nicht bloß dampfende Kohlenmeiler, Waldarbeiten aller Art und die rein
und harmonisch tönenden Glocken der Viehherden, mit denen die einsamen
irten weit in die Wälder hineinziehen, sondern weit mehr noch die bunten
bergmännischen Treibens unsere Aufmerksamkeit und Teil—
nahme in Änspruch. Denn überall schwingt dort der Bergmann den Fäustel,
schmilzt der braune Hüttenmann die dem Gebirgsschoße entnommenen Erze;