275
46b Meilen, in wasserarmen oder durch Rãuber unsicheren Gegenden 8
Meilen zurück. Bei besonders großer Hitze wird am Tage gerastet und in
der Nacht die Reise nach Leitung des Polarsternes fortgesetzt. Wege giebt
es in der Wüste nicht, sondern nur schmale Sandpfade, auf denen ein
Mensch und ein Tier hinter dem andern geht. Oft kommt der Zug durch
ganz ungebahnte Strecken, wo nur irgend ein Hügel oder ein Dattelbaum
auf einein grunen dlec den Weg bezeichnen. Rast macht man am liebsten
an irgend einem Brunnen. Die Reisenden bereiten dann bei einem Feuer,
das bon rocenem Kamelmist genaährt wird, ihr Mahl, verrichten ihr Gebet
und bedienen sich bei den vom Koran vorgeschriebenen Waschungen des
Sandes statt des Wassers. Und wenn über die lautlose Slille der Wüste
die Nacht sich lagert mit ihren hellfunkelnden Sternen, so sammeln sich die
Jünger des Propheten und lauschen den Worten eines Märchenerzählers
oder stimmen Gesänge an in schwermütigen, aber gefälligen Weisen. Später
legt sich jever zum Schlummer nieder in seinem Zelt. So verfließt ein
Tag wie der andere, bis einige Krähen die Nähe eines Brunnens ver⸗
snden und Palmenwipsel am Horizont auftauchen. Dann eilt alles mit
rascherem Schritt dem Wasser zu. Am Brunnen wird einige Tage gerastet,
in größeren Oasen verweilt man wochenlang und handelt und tauscht
mit den Waren. Die Bewohner der DOasen sind Araber oder Berbern.
Es sind teils Romaden, teils Kaufleute und dienen als Wegeführer oder
Unterhändler beunm Kauf, lauern auch wohl den Reisenden auf und
plündern sie aus. Viele erpressen Durchgangszolle, z. B. manche Stämme
der Tuariks.
Mancherlei Gefahr in der Wüste bringen die Sandstürme und die
Glutwinden Der Glutwind Chamsin weht meist aus Süd oder Südost,
hält aber nicht lange an und hinterläßt eine trockene Schwüle. Zuerst er⸗
scheinen am Horizont schwarze Wolken, ihnen folgen andere von feuerroter
Foarben Es herrscht Windstille, und Menschen und Tiere verbergen sich.
De venimnt man ein vumpfes Brausen und Kuistern, tief am Boden
wãlzen sich die Wolken heran, und in einem Augenblick ist der Sturm da
mit einemn Meere von Sand und Staub. Dann wird das Atmen schwer,
Menschen und Tiere taumeln wie betrunken umher, das Blut stürzt zum
Gehirn, und bei manchen erfolgt Schlagfluß und Tod. Ein anderer Glut⸗
wind ist der Samum, ein gewöhnlicher Drkan, aber durch die Hitze des
aufgewehten Sandes qualvoll und nrn Die Lasttiere werden wild,
werfen ihre Ladung ab und laufen wie die Menschen verwirrt umher. Hohe
Sandwellen kommen und verschwinden und hängen sich an jeden hervor⸗
ragenden Gegenstand an. Dann müssen die Karawanen eilen, um aus
dem Unwetter zu lommen, oder sie werden im Sande begraben. Auch in
den Oasen finden sie zu diesen Zeiten die Brunnen versiegt und kommen
in Gefahr zu verschmachten. Lauckhard.
1. Ich kann den Blick nicht von euch
wenden,
Ich muß euch anschaun immerdar;
Wie ihr mit geschäft'gen Händen
Zem Sdiffer eure Habe dar!
79. Die Auswanderer.
2. Ihr Männer, die ihr von dem
Nacken
Die Körbe langt, mit Brot beschwert,
Das ihr aus deutschem Korn gebacken,
Geröstet habt auf deutschem Herd;
10*