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Pnglands nachzuahmen und Veranstaltungen ins Leben zu rufen,
duren die es den Handwerkern ermöglicht wurde, eine künst-
lerische Sehulung für ihr gewerbliches Pach zu erhalten. Aber
bei der AMusführung dieses Entsechlusses stieb der Kronprin⸗
auf große Schwierigkeiten. Der preubische Staat hatto für
Kunstgewerbe kein Geld. Die politische Spannung in Deutsch-
land, dis sieh in den Kriegen von 1864 und 1866 Luft machte,
verscheuehte jede Preude am Kunstgenub und sehreckte die
Kapitalisten ab, ihr Geld in aussichtslosen Unternehmungen an-
zulegen. Erst 1867 bildete sieh ein Privatverein unter dem
Namen „Deutsches Gewerbemuseum zu Berlin“ mit dem Zwecke,
„den Gewerbetreibenden die Hilfsmittel der Kunst und Wissen
schaft zugänglien zu machen.“ Wegen Mangel an ausreichenden
Geldmitteln beschränkte man sich zunächst darauf, eine Unter-
rĩehtsanstalt für Gewerbetreibende“ und eine „Sammlung von
Mustern und Vorbildern“ zu gründen. In einem Privathause
der Stallstraße in Berlin nahm dieses Institut seinen Anfang,
aus dem dureh die Förderung und die Gunst seines fürstlichen.
Gönners das schöne Kunstgewerbemuseum in der König-
grätzer Strabe hervorgegangen ist.
4. Der französische Krieg von 1870/71 störte zwar die
Entwickelung des Museums, aber eêr hatte aueh 2zwei gute
Seiton. Linerseits benutzte der Kronprinz seinen Aufenthalt
in Prankreich dazu, um in allen Stãdten, dureh die er kam, die
Schätze der Kunst und des Kunsthandwerks zu studieren, was
dann später dem Gewerbemuseum zugute kam. Andererseits
wurde dureh die für uns glücklichen Erfolge dieses Krieges
das vaterländische Gefühl so sehr gehoben, dab sieh kunst
sinnige Personen mit einer gewissen Leidenschaft der hon-
spieligen Mühe unterzogen, die kunstgewerblichen Überreste
des deutschen Mittelalters zu sammeln. Uit patriotischer Prei·
gebigkeit wurden sie dann später an die öffentlichen Museen.
verliehen, verschenkt, verkauft oder testamentariseh vermacht.
5. Als nach dem Friedensschluß die Arbeiten des Friedens
wieder aufgenommen wurden, ernannte Kaiser Wilhelm IL. den
Kronprinzen zum Protektor der Kõniglichon Museen in Berlin,
d. h. der Kaiser übertrug seinem Sohn die amtliche Sorge fuür
Kunstangelegenheiten. Vährend der Prinz hisher dem Gewerbe-
museum nur das Wohlwollen eines reichen Privatmannes er