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sogar über das viele Singen und Beten bei den Zietenschen Regimentern
in nicht geziemender Weise gescherzt. Da trat der ehrwürdige Heldengreis
zu seinem Könige heran und sprach, indem er die Hand ehrfurchtsvoll
an den Säbel legte, das brave Wort: „Es hat den Kriegen Eurer
Majestät noch niemals Schaden gebracht, wenn ich an der Spitze meiner
Reiter unter dem Schalle des Liedes: „Auf Gott und nicht auf meinen
Rat“ — in de Feinde meines Königs eingehauen habe!“
o eine schöne Geschichte vom General Zieten
Die Schlacht bei Torgau am 3. November 1760 war zu Ehr' und
Ruhm der Preußen ausgefallen; aber die Lage des Königs hatte sich
im ganzen doch noch nicht gebessert. Trübe Gedanken erfüllten seine
Seele. Nach jahrelangen, blutigen Kämpfen sah er sich nun am Ende
seiner Siege und Ehren, und sein Untergang schien ihm unvermeidlich.
Vater Zieten, des Königs Getreuer, hatte es schon mehrmals versucht,
den niedergebeugten königlichen Herrn aus dem frisch sprudelnden
Brünnlein seines felsenfesten Gottvertrauens zu erquicken. Einst, in
einer hellen, freundlichen Mondnacht, hatte der König den alten General
noch spät in sein Zelt kommen lassen. Gerade heute hatte er weniger
Hoffnung denn je, während Zieten immer stark und unerschütterlich in
seinem Vertrauen auf Gott war und blieb.
Fast ärgerlich über diese Zuversicht des alten Mannes, fragte
endlich der König: „Weiß Er vielleicht einen neuen Verbündeten, da
Er immer noch auf einen glücklichen Ausgang unserer verzweifelt bösen
Lage hofft?“
„Halten zu Gnaden, Majestät,“ antwortete Zieten unerschrocken;
„einen neuen Verbündeten freilich weiß ich nicht; aber der alte
Verbündete dort oben lebt noch, und der wird uns gewiß und wahrhaftig
nicht verlassen!“
Kopfschüttelnd entgegnete der König: „Ach, der thut heute keine
Wunder mehr!“ — „Ist auch gar nicht nötig,“ fällt ihm der General
ins Wort; „aber was ich weiß, das weiß ich, nämlich: Gottvertrauen
läßt nicht zu schanden werden!“
Und Zieten hatte Recht, wie der Erfolg gelehrt hat.
Der besce Freund ist in dem Himmel;
auf Erden sind die Freunde rar!
5. Ein Generalfeldmarschall und Fürst. Auch der alte
Marschall Vorwärts, Fürst Blücher von Wahlstadt, ist nicht ohne Gott
vorwärts gegangen im Kampf und Kugelregen. Als er an der Spitze
der preußischen Heere den Befreiungskrieg glorreich zu Ende geführt
hatte, war einst in einer glänzenden Tischgesellschaft von den Thaten die
Rede, die er vollbracht. Unwillig wandte sich der Held ab. ‚Nicht ich,“