Full text: Zweites Lesebuch für die Oberstufe (Teil 6, [Schülerband])

Die Steinsalzwerke bei Staßfurt. 
157— 
langgestreckte Hügel, auf dessen Höhe neben der historischen Windmühle 
Friedrich der Große das Lustschloß Sanssouci mit seinen sonnigen 
Terrassen, Springbrunnen und marmornen Bildsäulen nach französischem 
Muster auf märkischem Boden hervorzauberte. 
Wenn wir auf dem Strome weiterfahrend die Stadt bereits im Rücken 
haben, taucht auf einen Augenblick die Kuppel des Neuen Palais über 
den Baumkronen auf, jenes Königssitzes, den gleichfalls Friedrich I. nach 
Beendigung des Siebenjährigen Krieges mit bis dahin in den Marken nicht 
gesehener Pracht erbaute. Hier ist die Geburts— und Todesstätte des edlen 
Kaisers Friedrich; hier findet unser Kaiser in den Sommermonaten, ver⸗ 
eint mit seiner Familie, Erholung von den anstrengenden Staatsgeschäften. 
6. Wir gelangen weiter, auf dem Strome an dem Wildpark entlang 
fahrend und die Straße, die von Potsdam nach Brandenburg führt, an 
einer schmalen Stelle kreuzend, vorüber an den üppigen Fruchtgeländen der 
auf einer Insel gelegenen Stadt Werder nach Paretz. Wir gleiten vorbei 
an dem einfachen Landhause und dem Parke, wo einst die Königin Luise 
als die „gnädige Frau von Paretz“ die glücklichsten Jahre ihres Daseins 
verlebte. 
7. Hinter Paretz verliert der Strom wieder sein seenartiges Gepräge; 
mit eingeengten Ufern setzt er seinen Lauf fort, bis nach etwa anderthalb⸗ 
stündiger Fahrt das Endziel unsrer Reise, die Stadt Brandenburg, vor 
uns aufsteigt. Welch eine Fülle geschichtlicher Erinnerungen erweckt auch 
dieser Name! Die alte Festung hatte schon der deutsche Kaiser Heinrich J. 
im Jahre 928 den Wenden abgenommen und hier den Grund zur Mark 
Brandenburg gelegt. Hierher entbot der Burggraf von Nürnberg, 
Friedrich Vl., als Statthalter der Mark bei seinem Eintritt in dieselbe 
im Jahre 1412 die Stände des Landes zur Huldigung. 
8. Wenn ein von patriotischer Begeisterung getragener Dichter unsrer 
Zeit jenem ersten Hohenzollernfürsten Friedrich beim Anblick der Havel die 
Vorte in den Mund legt: „An diesem Strom ward Brandenburg geboren,“ 
so fügen wir mit Stolz hinzu: „An diesem Strom haben Brandenburgs 
und Preußens Herrscher bewiesen, was ein edles, willensstarkes Fürsten⸗ 
geschlecht durch Jahrhunderte währendes Schaffen und Wirken für sein Land 
und für sein Volk zu vollbringen vermag.“ Erust Proten. 
118. Die Steinsalzwerke bei Stabfurt. 
1. Stabfurt verdankt sein Aufblühen und seine Bedeutung 
den weltberühmten Steinsalzlagern. Schon vor mehr als 1000 
Jahren haben die Staßfurter aus den frei zufage auslaufenden oder 
Lũnstlich erschlossnen Salzquellen in den Siedewerken Salz ge-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.