Am deutschen Rheinstrom.
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Himmel selbst unterstützte das Werk. Die See fing an ruhiger zu gehen;
die Wut des Sturmes war gebrochen. Alle sieben Leute kamen sicher ins
Boot und wurden, so warm es gehen wollte, unter die Wämser der Retter
gebettet. Die Rückfahrt ging langsam, aber glücklich von statten. Zwölf
Stunden, nachdem es abgegangen war, nach zwölfstündiger Arbeit, und
welcher Arbeit! langte das Boot wieder an der Insel an.
7. Am Strande war die ganze Bevölkerung des kleinen Fischerdorfes
versammelt. Schon ganz von weitem hatte Janssen sein Weib unter der
Menge erkannt, wie sie Luth Konrad hoch emporhielt, ihm den teuren Mann
zu zeigen. Welch ein Grüßen und Herzen! Welch ein Wiedersehen! „Ver—
gieb mir, Janssen!“ sprach Gesine, mit dem Gatten heimwandelnd, nachdem
dieser Vorsorge für die Geretteten getroffen hatte. „Vergieb mir; ich will dir
den Weg nicht wieder vertreten! Ach, was könnt ihr Männer doch, wenn
Gott eure Herzen erwärmt und stählt!“
8. Wir nennen die Insel nicht, wo Janssen wohnt; wir nennen die
Zeit nicht, in welcher das eben Erzählte sich ereignet hat, nicht den Namen
des Schiffes, welches damals auf dem Rotsand strandete, noch Namen und
Herkunft der Geretteten. Das alles thut nichts zur Sache.
Es ist aber wohl der Mühe wert, eine von vielen solchen Geschichten
wiederzuerzählen. Und man darf hoffen, daß der und jener, wenn er daheim in
süßer, behaglicher Ruhe von den kühnen Thaten vernimmt, welche von den
Mannschaften deutscher Rettungsstationen vollbracht werden, anfangen
wird, Teilnahme zu gewinnen für das deutsche Rettungswesen zur See; daß
er, nun die Aufforderung ergangen ist, diese trefflichen und segensreichen
Einrichtungen zu unterstützen, an die obige einfache Erzählung denken und
seine milde Hand zu reichlichen Spenden öffnen, auch seine Freunde und
Verwandten auffordern werde, sich als Mitglieder der deutschen Gesell—
schaft zur Rettung Schiffbrüchiger aufnehmen zu lassen.
Aus: Frz. Qoffmann, „Uener deutscher Tugendfreund“.
120. Am deulschen Rheinstrom.
(Die Weinlese.)
„Am Rhein, am grünen Rheine,
da ist so mild die Nacht,
und Rebenhügel liegen
in goldener Mondenpracht.“
Reben und Rhein — sie gehören zusammen seit Jahrhunderten.
Den edlen Rüdesheimer Wein ließ, wie die Sage erzählt, der Kaiser
Karl selbst anpflanzen. Einst schaute der Kaiser, es war im Monat März,
von seinem prachtvollen Palaste zu Ingelheim hinab auf den Strom und die
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