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D. Arbeit und Erwerb.
veredelnde Arbeit der Menschenhand aber erhöht den Wert osft
auf das Tausendfache. Nur ein Beispiel: Das Stũck Eisenerz, das
der Bergmann aus der Grube ans Tageslicht bringt, würde man
für wenige Pfennige erwerben können. Issst es im Hochofen ge-
schmolzen und Roheisen geworden, so kostet es bei einem Gewicht
von 1kg etwa 10 Pfennig. Verarbeitet der Hufschmied dies
Eisen, so erhöht sich der Wert auf das Sechsfache; werden Nadeln
daraus gefertigt, so ssteigt der Wert auf das Hundertfache. Zu
Federmessern umgewandelt, würde das Kilogramm Eisen etwa
100 Mark wert sein; in fseine Uhrfedern geformt, besitzt es aber
einen Wert von 1000 bis 5000 Mark. Diese Veredlung hat das
unscheinbare Erz nur durch die Arbeit der Menschenhand erfahren.
4. In alle Verhältnisse unsers Lebens greift diese Verklärung
des wertlosen Stoffes ein. In ihr liegt die Aufgabe der Gewerb—
thãtigkeit; sie bietet dem Handel die mannigfaltigen Gegenstände,
mit welchen er es zu thun hat; sie befriedigt die tausend Bedũrfnisse,
die wir zum täglichen Leben, für Kleidung, Wohnung und zu be—
haglichem Dasein nötig haben. Diese Veredelung des Stoffes ist
ein Abglanz der Thätigkeit der Natur, welche alljährlich aus der
Erclé hervorsprieben läsßt, was wir brauchen zu unsers Lebens
Nahrung. Nichts geht in dieser groben Werkstätte verloren,
kein Staubehen, kein Tropfen, kein Hauch, keine Kraft. Kein
Atemzug eines Wesens ist umsonst; denn die ausgeatmete Kohlen-
sãure dient der Pflanze als Baustoff. So geht's im kleinen, so
geht's im groben. Hier wie dort ein Gesetz, nämlich das der
weisen Sparsamkeit; hier wie dort ein Gedanke, nämlich der der
steten Veredelung und Vervollkommnung. Die Arbeit allein aber
ist es, die zur Verklärung führt.
R. Waeber.
73. Krupps Werke.
1. In Essen befindet sich die Gußstahlfabrik von Krupp; sie stellt
hauptsächlich Geschütze, Eisenbahnschienen, Radreifen, Achsen u. a. her, und
ihre Erzeugnisse verkünden in aller Welt den Ruhm deutscher Arbeit. Höchst
bescheiden war ihr Anfang. Auf einem kleinen Fleckchen Erde nahe bei
Essen hatte Friedrich Krupp, der Großvater des jetzigen Besitzers, im
Jahre 1816 eine Maschinenfabrik errichtet und seine Esse mit zwei Ge—
sellen, welche nach alter Sitte bei ihm über der Werkstatt wohnten, geschürt.
Heute aber bedecken die Kruppschen Werke einen Flächenraum von 400 Hektaren.
Wohin der Blick reicht, trifft er auf rauchgeschwärzte Kamine, ausgedehnte
Hallen, in denen Schmiede thätig sind, Gußwerke, in denen das flüssige