fullscreen: Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete (Teil 4)

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Knollen, Pilze, Nüsse usw., die den wenig wählerischen Eingeborenen als Nahrung dienen; 
aber Nährpflanzen, die sich unsern Getreidearten oder dem amerikanischen Mais vergleichen 
ließen, besitzt der Erdteil nicht, und auch unter den Baumfrüchten finden sich keine, die von 
den Ansiedlern des Anbaus für wert gehalten worden sind. Dagegen haben die europäischen 
Ansiedler eine Menge von Nutzpflanzen eingeführt und mit Erfolg angepflanzt. Allerdings 
Bäume mit zarten Blättern, wie die Buche und die Linde, vermögen das trockene Klima 
nicht zu ertragen, aber Obstbäume aller Art, Südfrüchte, Getreide, Wein, Tabak 
und Baumwolle haben sich leicht und gut eingebürgert, wenngleich auch ihr Anbau auf 
verhältnismäßig kleine Gebiete beschränkt bleiben wird. 
Die Tierwelt. Viel mehr noch als die Pflanzenwelt trägt die Tierwelt 
Australiens ein eigenartiges Gepräge. Es fehlen fast alle höher entwickelten 
Säugetiere. Diese sind nur vertreten durch 30 Arten von Ratten und 
Mäusen, 24 Arten von Fledermäusen und den Dingo, den australischen 
Hund. Der Dingo ist aber wahrscheinlich in gezähmtem Zustande von außen 
eingeführt worden und dann verwildert, und auch die andern genannten Tier- 
gattungen sind als Einwanderer zu betrachten. Von ursprünglich einheimischen 
Säugetieren gibt es nur zwei Ordnungen niedrer Entwicklungsstufe: Beutel- 
tiere und Schnabeltiere, die, eine Beuteltierfamilie in Südamerika aus- 
genommen, fönst nirgends mehr auf der Erde vorkommen, „während sie noch im 
Tertiär überall verbreitet waren". Man kann daraus mit Bestimmtheit schließen, 
daß Australien schon seit undenklichen Zeiten von Asien getrennt ist, so daß 
keine Einwanderung höherer Tiere mehr stattfinden konnte. 
Der Dingo hat die Größe eines Schäferhundes und ist von fuchsroter Farbe. Er 
kommt meist wild vor, wird aber auch von den Eingeborenen gezähmt gehalten. Da er 
den Schafherden gefährlich ist, hat man ihn in den bewohnten Gegenden fast gänzlich aus- 
gerottet. Die Beuteltiere sind in etwa 150 Arten über den ganzen Erdteil verbreitet 
und zeigen in Gestalt, Größe und Lebensweise außerordentliche Verschiedenheiten. Manche 
sind echte Raubtiere, andre Grassresser; die einen leben auf der Erde, andre in Erdlöchern, 
wieder andre klettern auf den Bäumen umher. Die bekannteste und verbreitetste Familie 
sind die pflanzenfressenden Springbeutler oder Kängurus, von denen es 9 große und 
etwa 40 kleinere Arten gibt. Das Riefenkänguru erreicht ein Gewicht von 100 kg. 
Früher waren die Kängurus sehr zahlreich. In den bewohnten Gegenden werden sie aber 
immer mehr ausgerottet, weil sie den Ansiedlern durch ihre Gefräßigkeit viel Schaden zu- 
fügen und namentlich in dürren Jahren den Schafen das ohnehin spärliche Futter weg- 
nehmen. Die Schnabeltiere sind nur durch zwei Arten vertreten. Das Wasserschnabel- 
tier, vom Körperbau des Bibers, aber kleiner, lebt in Höhlen am Wasser, legt, obwohl 
Säugetier, Eier und hat einen Schnabel, der dem der Ente gleicht und mit dem es seine 
Nahrung im Schlamme sucht. Das Landschnabeltier oder der Ameisenigel gleicht an 
Größe und Gestalt unserm Igel, hat aber einen langen, walzenförmigen Schnabel, aus dem 
die lange, wurmförmige Zunge hervorgestoßen werden kann, und nährt sich von Ameisen 
und anderen Kerbtieren. 
Sehr mannigfaltig und ebenfalls eigenartig ist die Vogelwelt (630 Arten). Eigen- 
tümlich sind dem Erdteil zwei Strauße, ein nur im tropischen N. vorkommender Kasuar 
und der gänzlich flügellose Emu, ferner der Riesenstorch, der über 1 m hoch wird, der 
herrliche Leierschwanz und ein schwarzer Schwan. Sehr zahlreich sind die färben-
	        
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