38. Sprichwörter.
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um ihren Sohn nach Jahren wiederzusehen, und erwarteten ihn
auf dem Markte. Als er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde
und umarmte sie unter Freudenthränen. Bald darauf mußten sie
zu ihm ziehen und aßen allzeit an seinem Tische, auch wenn er
vornehme Gäste hatte.
Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem
Rittmeister zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohl¬
thäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort; „ehe
ich des Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." — Der
brave General von Zieten hörte von diesem Vorfalle und bat sich
selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister
zu Gaste. Die Eltern des letzteren wünschten diesmal selbst, nicht
am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden.
Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber, Kurzhagen,
wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem
Tische!" — Der Rittmeister lächelte und wußte nicht sogleich zu
antworten. Da stand Zieten auf und holte die Eltern selbst herbei;
sie mußten sich rechts und links an seine Seite setzen, und er
unterhielt sich mit ihnen aufs freundlichste. Als man anfing,
Gesundheiten auszubringen, nahm er sein Glas, stand auf und
sprach: „Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen dieser braven
Eltern eines verdienstvollen Sohnes, der es beweist, daß ein dank¬
barer Sohn mehr wert ist als ein hochmiitiger Rittmeister."
Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der
kindlichen Achtung zu erzählen, welche der Rittmeister seinen Eltern
erwies, und Friedrich II. freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen
einst nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen.
„Hör' Er, Rittmeister", fragte der König, um seine Gesinnung zu
erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigentlich? Wer
sind Seine Eltern?" — „Ew. Majestät," antwortete Kurzhagen
ohne Verlegenheit, „ich stamme aus einer Bauernhütte, und meine
Eltern sind Bauersleute, mit denen ich das Glück teile, welches
ich Ew. Majestät verdanke."
„So ist's recht;" sagte der König erfreut; wer seine Eltern
achtet, der ist ein -ehrenwerter Mann; wer sie gering schätzt,
verdient nicht geboren zu sein." — Ehre Vater und Mutter; das
ist das erste Gebot, das Verheißung hat.
pustkuchen-Glanzow.
38. 8pi'iekirrörter.
Irene Hand geht durchs ganze Land; der gute Name aber
geht vorher und macht ihr die Thüre auf. — Gemalte Blumen
riechen nicht. — Übermäßiges Lob ist Honig voller Gift.— Gerade
durch ist der beste Weg. — Wer gegen dich über andere