47. Die Mühle. 48. Der blühende Flachs.
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der Staubfäden steht und oben eine Narbe hat. Diese Narbe nimmt
den Blütenstaub auf und schickt ihn bis zum Fruchtknoten hinab.
Sobald das Samenmehl diesen berührt, schwillt er auf und bildet in
seinem Innern das kostbare Mehl, das wir essen.
So ist aus dem Samenkorn ein gleiches Korn erzeugt; aber aus
dem einen, das wir in die Erde legten, hat der Segen Gottes ihrer
viele gemacht.
47. Die Mühle.
Auf der grünen Wiese am Bache steht die Mühle. Schon von
weitem hört man das Geklapper des Mahlkastens und das Gebrause
der Wasserräder. Das Mühlrad ist viel größer als ein Wagenrad und
dreht sich viel langsamer um; aber es steht nicht still, außer am Sonn¬
tage, wenn der Müller in die Kirche geht. In dem Mühlhause steht unter
dem Mahlkasten der Mehlkasten. In diesen fällt das Mehl, wSnn es ge¬
mahlen ist. Von dem Staube des Mehlkastens wird alles weiß, der
Müller und die Müllerin und der Mühlbursche und, wenn du vorwitzig
bist, du auch. Um den Mehlkasten stehen die Komsäcke. Aus diesen
nimmt der Müller Korn, siebt es, feuchtet es an und schüttet es in
den Rumpf, d. i. in den großen, hölzernen Trichter, welcher oben auf
dem Mahlkasten steht. Unter dem Rumpfe liegen wagerecht die großen
Mühlsteine, zwischen denen die Getreidekörner zermahlen werden.
Der obere dreht sich um eine senkrechte Welle, die durch das Wasserrad
bewegt wird. Die Mühlsteine sind auf der inneren Seite geschärft und
werden so weit gestellt, daß die Körner nur wenig enthülst werden.
So erhält man die Kleie. Das geschrotene Getreide wird noch einige¬
mal aufgeschüttet. Dabei werden die Mühlsteine aber jedesmal enger
gestellt. So erhält man das Mehl. Es stäubt durch das Beuteltuch, und
die Kleie läuft vorn heraus durch eine kleine Rinne. Das Mehl thut der
Müller in Säcke, ladet es auf den Wagen oder bepackt den Mühlesel
damit und schafft es in die Stadt und zu den Landleuten, die das Ge¬
treide zur Mühle gebracht haben.
48. **Dcr blühende Flachs.
L Äuf, kommt in die Felder und blühenden Au'n, das liebliche Pflänz¬
chen der Mädchen zn schau'»! Es wächset und grünet so freundlich und zart,
jungsräuüch-belcheiden in eigener Art.
2. Cant rauschet vom Golde der Ähren das fand, still grünet das
pstänzchen im schlichten Gewand; doch trägt es ei» Rronlein von himmlischem
Blau, des Rrönleins Gestein ist der funkelnde Lau.
3. Erft barg es die Erde im kühligen Scfjoß; da zogen die freundlichen
füstchen es groß. Nu» woget und wallet es lieblich und schlank; du Erde,
ihr füstchen, habt freundlichen Dank!