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Geschichtliches.
der Barmherzigkeit, wohnte der Feier bei, durch welche die jungen
Schwestern zu ihrem Diakonissenberufe eingesegnet wurden, erkundigte sich
nach den Verhältnissen des Krankenhauses und sprach huldvoll und freundlich
mit allen Personen, die das Glück hatten, in ihre Nähe zu kommen.
3. Die Kaiserin und die armen Kinder. Herzerfreuend war auch der
Besuch der Kaiserin in dem Kinderhort. Es ist dies eine Anstalt, in
der arme und verwaiste Knaben und Mädchen erzogen werden. Am
16. Mai 1890 besuchte die Kaiserin diese Anstalt. Schon bei der Einfahrt
nach dem Schlosse waren ihr die durch die gleiche Kleidung kenntlichen
Kinder, die sich gleichfalls an der Straße aufgestellt hatten, aufgefallen, und
sie hatte sich nach ihnen erkundigt. Nun durchschritt sie die Zimmer der
Kleinen, begrüßte sie aufs herzlichste, hörte freundlich ihre Gesänge und
Gedichte an und sah ihrem Spiele und ihrer Arbeit zu.
So wirkt sie füll und milde, aber mit der ganzen Macht ihres frommen
EeMÜls Evangelisches Eemeindeblatt.
24. Meiner Tochter zum Konfirmationstagc.
Mein Rind, sei gut!
Jedwedem, der dir nahen wird im Leben,
mußt liebreich du die beiden Hände geben,
und denken stets, auch er ist Christi Blut.
Mein Rind, sei gut!
Mein Rind, sei rein!
wie Thau, der noch vom Staube unberührct
die junge Flur im Morgenlichte zieret;
küßt Sonne ihn, glänzt er wie Edelstein.
Mein Rind, sei rein!
Mein Rind, sei stark!
Lockt die Versuchung dich vom rechten Wege,
dann fest die Hände um den Glauben lege,
der schützt dich, wie die Rinde zartes Mark.
Mein Rind, sei stark!
Mein Rind, sei fromm!
Beug' stets in Andacht dich vor Gottes Stufen,
daß du, wird dich des Vaters Stimme rufen,
zu jeder Stund' kannst sagen: „Herr, ich komm'!"
Mein Rind, sei fromm!
Johanna Ambrosius, eine ostpreuMche Volksdichtcrin.
Druck von Brcitkopf und Härtel in Leipzig.