Full text: [Theil 2, [Schülerband]] (Theil 2, [Schülerband])

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als sei es sein Stühlchen. Mit dem starken geraden Schnabel hämmert 
er jetzt so geschwind an den Ast, daß dieser ins Zittern geräth und 
laut schnurrt. Es ist das Hochzeitslied des Spechtes, er lockt sein 
Weibchen mit trommeln wie die Singvögel mit flöten. 
Nicht lange währt es, so kommt auch das Spechtweibchen herbei 
und begrüßt den fleißigen Waldzimmermann. Beide jagen sich mit 
neckischem Spiel hin und her und treiben allerlei Kurzweil. Dann aber 
denken sie daran, eine Wohnung zu bauen, in der sie die Jungen sicher 
auffüttern und groß ziehen können. So fliegen sie im Hochwalde von 
Baum zu Baum und sehen einen Stamm nach dem andern genau an. 
Nicht jeder eignet sich gleich gut zu einem Spechtneste. Nach vielem 
Suchen haben sie endlich eine mächtige Buche gefunden, die mit glattem 
Stamme hoch hinaufragt. Der Specht versteht sein Handwerk von Grund 
aus; er weiß genau, daß die große Buche innen angefault ist. Hoch 
droben ist eine Stelle, an welcher ehemals ein starker Ast saß; in einem 
harten Winter war derselbe erfroren, dann mürbe geworden und 
abgefallen. Dort macht der Specht die Thür zu seiner Burg. Mit 
kräftigen Schnabelhieben schlägt er ins mürbe Holz, daß die Splitter 
umherfliegen, und klammert sich dabei mit den Krallen in der Rinde 
fest. Er macht das Loch so groß, daß er bequem hinein kriechen kann. 
Männchen und Weibchen wechseln dabei treulich ab; das letztere 
arbeitet während des Vormittags, dann fliegt es nach Nahrung aus, 
und das Männchen hackt weiter. 
Ist der Eingang weit genug und ein Stück wagerecht in den 
Baum hineingearbeitet, so wird die Röhre im Knie nach unten hin 
fortgeführt und schließlich eine geräumige Höhlung gemeißelt, die groß 
genug ist für die Eier und für den brütenden Vogel. Die Arbeit im 
Innern ist anfänglich beschwerlich und anstrengend, denn der Vogel 
kann den Kopf in dem engen Raume nur wenig zurückbiegen, um aus⸗ 
zuholen. Die Späne, die er anfänglich losbringt, sind deshalb auch 
klein, erst beim Weiterrücken der Arbeit werden sie größer. 
Obschon beide Spechte Tag für Tag fleißig arbeiten, währt es 
doch gewöhnlich ziemlich zwei Wochen, ehe alles fertig ist. Der Grund 
der Höhlung ist mit feinen Holzspänchen gefüttert; auf diese legt das 
Weibchen die Eier, gewöhnlich 8 oder 4. Diese sind klein, auffallend 
langrund, glänzend und von rein weißer Farbe. 
Auch beim Brüten lösen sich beide Spechte regelmäßig ab. Das 
Weibchen sitzt auf den Eiern den ganzen Nachmittag und die Nacht 
hindurch, das Männchen brütet vom Morgen bis Mittag. Wird eines 
von beiden währenddem etwa getödtet, vielleicht vom Wiesel oder 
Marder gefangen, so brütet das andere doch weiter und nimmt sich 
kaum Zeit, um die nöthigste Nahrung zu suchen. Kommen die 
Jungen glücklich aus, so fuͤttert es dieselben mit um so größerem 
Eifer. 
Die jungen Spechte haben anfänglich ein grundhäßliches Ansehen. 
Ihr Kopf erscheint im Verhältnis zum übrigen Körper ungeheuer dick 
und unförmlich, und in den Schnabelwinkeln stehn knorpelige Knoten. 
Allein ihre Eltern lieben sie doch zärtlich, mögen sie aussehen, wie sie 
wollen, — sind's doch ihre Kinder. 
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