A. Lebensspiegel.
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1.* Schäfers Sonntagslied.
2. Anbetend knie ich hier.
O süßes Graun! geheimes Wehn,
als knieten viele ungesehn
und beteten mit mir!
1. Das ist der Tag des Herrn!
Ich bin allein auf weiter Flur;
noch eine Morgenglocke nur;
nun Stille nah und fern!
3. Der Himmel nah und fern,
er ist so klar und feierlich,
so ganz, als wollt' er öffnen sich.
Das ist der Tag des Herrn!
Uhland.
2. Sprichwörter.
Ohne Sonntag kein Werktag. — Am Merktag schaffe
alle Dinge; am Sonntag höre, bet und singe. — Kirchen-
gehen saumet nicht; Almosengeben armet nicht. — Am
Feiertage gesponnen, halt nicht. — Vorbei an der Kirch und
dem Schulhaus geht der kürzeste Weg ins Zuchthaus. —
Gottes Wort soll nicht sein wie ein Schlag ins Wasser, viel-
mehr wie ein Samenkorn, das in ein fruchtbares Erdreich
fallt. — Dreierlei Werke sind am Tage des Herrn erlaubt:
Amtswerke, Notwerke, Liebeswerke. —
3.* Die Dorfkirchglocke.
1. Glocke, du klingst fröhlich,
wenn der Hochzeit-Reihen zu der
Kirche geht!
Glocke, du klingst heilig,
wenn am Sonntagsmorgen öd' der
Acker steht!
2. Glocke, du klingst tröstlich,
rufest du am Abend, daß es Bet—
zeit sei!
Glocke, du klingst traurig,
rufest du: das bitt're Scheiden ist
vorbei!
F. Hirts Lesebuch für Volksschulen. Ausg. V. II. Oberstufe.