30 63. Das hoͤchste Gebot. 54. Die gute Herrschaft und der treue Diener.
der Fuehs zu dem weitgereisten Storche. Hierauf fing der Storch
an, ihm jeden Sumpf und jede feuchte Wiese zu nennen, wo er
die schmackhaftesten Würmer und fettesten Frösche geschmaust
hatte.
4. Der Affe und der Fuehs. „Nenne mir ein lier,
welches so geschickt ist, daß ieh ihmn nicht nachahmen könntel““
So prahlte der Affe gegen den Fuchs. Der Fuchs aber erwiderte-
„Und nenne du mir ein Tier, dem es einfallen könnte, dir nach-
zuahmen.“
5. Der Dornstraueh. „Aber sage mir doch“, fragte die
Weide den Dornstrauch, „warum du nach den Kleidern des vorüber-
gehenden Menschen so gierig bist! Was willst du damit? Was
köõnnen sie dir helfen?“ — „Nichts!“ antwortete der Dornstrauch.
„Iceh will sie ihm auch nicht nehmen, ich will sie ihm nur zer-
reihen.“
Lessing.
53. Das höchste Gebot.
Der fromme Johannes war ein Jünger des Herrn Jesu. Er
wurde sehr alt, fast hundert Jahre. Als er nun alt und schwach war,
konnten ihn seine Füße nicht mehr tragen. Da waren fromme Jüng—
linge, die setzten ihn auf einen Stuhl und trugen ihn in die Versamm⸗—
lung der Christen. Er konnte nicht viel mehr sprechen, sagte nur
immer: „Kindlein, liebet euch untereinander!“ Und als man ihn
fragte, warum er doch immer nur zu dem einen ermahnte, antwortete
er: „So will es der Heiland haben. Das ist das höchste Gebot
unseres Herrn. Darin ist alles andere enthalten.“
Bahn.
54. Die gute Herrschaft und der treue Diener.
Der Bischof Polykarpus von Smyrna wurde von Heiden verfolgt,
weil er dem Herrn Jesus diente und nicht von ihm lassen wollte.
Seine Feinde schleppten ihn deshalb vor den Richter, daß er verbrannt
würde. Der Richter aber forderte von ihm, daß er Christum lästern solle.
„Ich diene ihm nun sechsundachtzig Jahre“, antwortete Polykarpus,
„und er hat mir kein Übles gethan. Wie sollt' ich denn meinen Herrn
und Heiland lästern?“ Indes war er's gern zufrieden, daß er verbrannt
würde; und das geschah denn auch.
Was soll man daraus lernen? — Antwort: Daß das eine gute
Herrschaft sein muß, für die man nach 86jährigem Dienst noch gern
durchs Feuer gehen will.
AMatthias Clandius.