Full text: [Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband])

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und ewig süß. Mit Gott in Leiden, so sind sie ertragbar und segens— 
reich. Mit Gott in den Tod, so wird er ein friedlicher Heimgang 
zum Vater. Mit Gott ins Grab, so ruhst du im Herrn bis zur fröh— 
lichen Auferstehung. 
Colshorn. 
3. Gott lebt noch. 
Bei Meister Martin war die Not zu Haus. 
Aus jedem Winkel guckte sie heraus. 
Sie machte sich in Küch' und Keller breit, 
sie saß am leeren Tisch zur Mittagszeit 
und legte selbst am Abend schadenfroh 
sich mit dem Müden auf die Schütte Stroh. 
Und ob's der Meister noch so emsig trieb, 
arbeitend halbe Nächte munter blieb, 
umsonst, es wuchs die Not mit jedem Tag, 
und mutlos ward der Meister allgemach, 
ließ ruhn die fleiß'ge Hand und seufzte schwer 
und wankte wie ein Schatten bleich umher. 
Und mahnte ihn sein Weib, auf Gott zu traun, 
zog er zusammen finstrer noch die Brau'n 
und brummte: „Weib, laß mir das Trösten sein; 
uns kann vom Elend nur der Tod befrei'n!“ 
Da schwieg die Frau und sprach kein Wörtlein mehr 
und wankte wie ein Schatten bleich umher, 
saß müßig an dem Rocken stundenlang, 
tief in Gedanken still, und seufzte bang. 
Da sprach der Mann: ‚Was fehlt dir nur, Marie?“ 
Und als sie schwieg, drang er noch mehr in sie, 
sie sollte ihm ihr Leiden doch gestehn, 
er könne sie nicht mehr so traurig sehn. 
Und sie darauf: „Ach, in verwichner Nacht 
hat mir ein Traum das Herz so schwer gemacht! 
Ja, bester Mann, ich will dir's nur gestehn, 
ich hab' im Traum den lieben Gott gesehn. 
Er lag im Sarg, sein Haar war silberweiß, 
und weinend standen Engel rings im Kreis. 
Der Helfer starb, nie endet unsre Not: 
Der liebe Gott — der liebe Gott — ist tot!“
	        
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