Full text: [Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband])

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Hans eingezogen in die Mühle, und da kam die Wurst. Und Leo 
weiß wohl, warum; drum blinzelt er auch so vergnügt und leckt und leckt. 
Schlatter. 
58. Das kluge Moorle. 
Wer von euch schon in der schönen Stadt Bamberg im Franken— 
lande war, wird die Kettenbrücke kennen. Auf dieser Brücke stand ich 
eines Frühlingstages und neben mir mein Moorle. Es war nur ein 
Pintscher, mein Moorle, aber ein tapferer kleiner Kerl. 
Als wir so miteinander in die hochgehenden Fluten der Regnitz 
hinuntersahen, die durch den schmelzenden Schnee mächtig angeschwollen 
war, ging es dem Moorle durch den Sinn, wie schön es wäre, wenn 
er da hinunterspringen und ein „Apportl“ herausholen könnte. Er 
sah mah fragend an, wie er es immer that, wenn wir an einem Ge— 
wässer standen, und als ich ihm zunickte, lief er mit freudigem Gebell 
davon und kam bald mit einem Stück Holz zurück, das er passend 
für ein Apportl hielt. Nun hättet ihr diese Spannung sehen sollen, 
dieses Funkeln der Augen, dieses lachende Gesicht mit dem ge— 
öffneten Mäulchen, in dem das rote Zünglein zwischen zwei Reihen 
weißblitzender Zähne vor Lust zitterte. — „Eins, zwei, drei!“ Das 
Holz flog ins Wasser und der Moorle nach in die schäumende Flut 
tief unten. Da schwamm er nun mit aller Kraft, reckte das Brüstlein 
weit heraus und spähte nach dem Holzstück. Aber das hatten die 
hohen Wellen bald seinen Blicken entzogen. Lange gab er die Ver— 
folgung nicht auf. Er schwamm weit, weit hinunter, sein Köpfchen 
sah aus wie ein schwarzes Tüpfchen auf dem weißen Wellenschaum. 
Endlich sah ich ihn am Flußufer herauflaufen. Doch ohne freudiges 
Gebell kam er mir entgegen, sondern sehr niedergeschlagen und be— 
schämt. Als ich aber sagte: „Nun, Moorle, willst es nicht noch 
einmal versuchen?“ und ein verlornes Scheitlein Holz vom Boden 
aufhob, da war er gleich wieder bereit, sprang an mir herauf und 
sagte mir sehr deutlich: „Du wirst sehen, ich wetze die Scharte wieder 
aus.“ Wir verstanden uns ja ganz genau, der Moorle und ich — 
jedes Wort und jeden Blick. 
„Eins, zwei, drei!“ — — Wenn ihr nun meint, der Moorle 
wäre wieder hinuntergesprungen über die Brücke, da irrt ihr euch. 
Eine Dummheit macht der Moorle nicht zweimal, wie es viele Men— 
schen thun. Was thut nun mein Hunderl? Es rennt die ganze
	        
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