Full text: [Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband])

44— 
Brücke hinunter, am Ufer entlang, dem Holzscheit ein gutes Stück 
voraus, springt dann in den Strom, schwimmt zurück, schräg auf das 
Holzstück zu und trifft so genau mit demselben zusammen, als hätt' er 
die Meßkunst aus dem ff studiert. Welche Freude leuchtete aus seinen 
braunen Augen, als er mir das Apportl in die Hand legtel! Was 
sagte mir alles sein freudiges Gebell, mit dem er meine Liebkosung 
entgegennahm! Auf das Lob der andern Leute gab er nicht sonder— 
lich viel, so schmeichelhaft es auch für uns beide war, daß sich eine 
zahlreiche Zuschauermenge auf der Brücke versammelt hatte, die der 
Glanzleistung meines Moorle lauten Beifall zollte. Eine der vielen 
Beifallsäußerungen aber gefiel mir besonders. Ein stattlicher Herr, 
dem Verstand und Wohlwollen aus jedem Zuge sprach, sagte: „Da 
heißt es immer: Ein Tier handelt nur nach einem Naturtriebe. Ich 
möchte wohl wissen, wie viele Menschen mit solchem Verstand, solcher 
überlegung zu Werke gehen wie dieses Hündchen. Hat dieses Tier 
doch eine ganze Reihe von Schlußfolgerungen machen müssen, um 
seine Aufgabe so glänzend zu lösen. Wahrlich, in der Tierseele liegt 
mehr, als unsere Gelehrten sich träumen lassen!“ Tierschutzkalender. 
Fleiß, Ordnungsliebe und Sparsamkeit. 
59. Vom Lernen. 
Man hält es öfter für verkehrt, wenn man mehr lernt, als man 
meint, daß man in Zukunft brauchen werde, und die meisten Menschen 
wollen eben nur so viel lernen, als sie glauben, daß sie künftig nötig 
haben. Wenn aber einer nicht mehr Rettichkörner stecken wollte, 
als er künftig Rettiche bekommen will, so würde es ihm fehlen, 
indem nicht alles gerät, was man säet. So geht es auch bei dem 
Lernen; es bleibt nicht alles, was man lernt. Daher muß man so viel 
in seiner Jugend lernen, daß auch etwas davongehen kann. Zudem 
kann man nicht wissen, was man in Zukunft gerade brauchen werde. 
Man wird auch keinen vernünftigen Menschen klagen hören, daß er 
zu viel gelernt habe, sondern vielmehr, daß es ihn reue, nicht mehr 
gelernt zu haben. Bettelleute haben zu ihrer Haushaltung nicht viel 
nötig; wenn man aber eine rechte Haushaltung führen will, so wird 
vieles dazu erfordert. Wenn man ein unnützer Mensch werden will, 
fo braucht man nicht viel zu lernen. Wenn man aber recht brauchbar
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.