Object: Vorschule (1, [Schülerband])

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Als sie am dritten Tag wieder bis zu Mittag gegangen 
waren, da kamen sie an ein Hävuslein, das war ganz aus 
Brot gebaut und war mit Kuchen gedeckt, und die Venster 
waren von hellem Zucker. „Da wollen wir uns niedersetzen 
und satt essen, iss du vom Fenster, Gretel, das ist fein süss für 
dieh.“ Wie nun Gretel an dém Zucker kuupperte, riek 
drinnen eine feine Stimme: 
„Kunpper, knupper, kneischen, 
wer knuppert an meinem Häuschen?“ 
Die Kinder antworteten: 
nDer Wind, der Wind, 
das himmlische Kind, + 
und assen weiter. Gretel brach sieh eine ganze runde 
Fensterscheibe heraus, und Hänsel riss sich ein grosses Stück 
Kuchen vom Dach ab. Da ging die Thüre auf, und eine 
steinalte Frau kam herausgeschlichen. Hänsel und Gretel er- 
schraken so gewaltig, dass sie fallen liessen, was sie in den 
Händen hatten. Die Alte aber wackelte mit dem Kopf und 
sagte: „Ei, ihr lieben Kinder, wo seid ihr denn hergelaufen, 
konmunt herein mit mir, ihr soll's gut haben“ ~ fasste beide 
an der Hand und führte sie in ihr Häuschen. Da ward gutes 
Essen aufgetragen, Mileh und Pfannkuchen mit Zucker, Aepfel 
und Nüsse, und dann wurden zwei schöne Bettlein bereitet: 
da legten sich Hänsel und Gretel hinein und meinten, sie wären 
im Himmel. 
Vie Alte aber war eine böse Hexe, die lauerte den Kin- 
dern auf und hatte bloss, um sie zu locken, ihr Brothäuslein 
gebaut, und wenn eins in ihre Gewalt kam, da machte sie 
es todt, koehte es und ass es, und das war ihr ein Festtag. 
Da war sie nun reeht froh, wie Hänsel und Gretel ihr zuge- 
laufen kamen. Früh, ehe sie noch erwacht waren, stand sie 
schon auf, ging an ihr Bettlein, und wie sie die zwei so 
lieblich ruhen sah, freute sie sich und murmelte : „Das wird 
ein guter Bissen für mich sein.“ Darauf packte sie Hänsel 
und steckte ihn in einen kleinen Stall; wie er nun aufwachte, 
war er von einem Oitter umschlossen, wie man junge Hühn- 
lein einsperrt, und konnte nur ein paar Schritte gehen. Dann
	        
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