Metadata: Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen

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erleichtert und nahm besonders seit Einführung der Kettenschlepp¬ 
schiffahrt 1869 einen großartigen Aufschwung. Das Eisenbahnnetz 
erweiterte sich rasch zu einem der dichtesten Deutschlands; dazu traten 
der elektrische Telegraph und die Einführung der Briefmarke (schon 
1850). Für die Volkswohlfahrt sorgten zahlreiche nene Armen¬ 
vereine und Armenhäuser, die Errichtung des Landesmedizinalkolle¬ 
giums 1865, der Altersrentenbank 1858 und die rasch sich ver- 
1868. mehrenden Sparkassen. Die Landeskirche empfing 1868 eine neue 
Kirchen- und Synodalordnung und hielt 1871 ihre erste Landessynode 
ab. Die Universität Leipzig schwang sich, dank der persönlichen Für¬ 
sorge des Königs, der sie mehrfach besuchte, unter dem Kultusminister 
P. von Falkenstein wieder zu einer der ersten in Deutschland auf. 
Die sehr vermehrten Seminare erhielten 1857, die Realschulen 
1860 Regulative; für bessere Pflege des Turnunterrichts sorgte die 
Turnlehrerbildungsanstalt in Dresden (seit 1850). Von dem Gedeihen 
des Landes legte die rasche Zunahme der Bevölkerung (2 344 000 Ein¬ 
wohner 1864), des Staatsvermögens und der Staatseinnahmen Zeug¬ 
nis ab. 
§ 109. Allein die politische Lage Sachsens wurde immer 
unsichrer. Denn mehr und mehr brach sich die Überzeugung Bahn, 
daß der wiederhergestellte Deutsche Bund den Bedürfnissen der Nation 
noch weit weniger als früher genüge, zumal gegenüber dem zweiten 
französischen Kaiserreiche (Napoleon HI. 1852—70) und den von ihm 
ausgehenden Plänen. Allerdings ließ sich Deutschland weder in den 
1859. Krimkrieg (1853-56), noch in den italienischen Krieg 1859 
(Österreich gegen Frankreich und Piemont; Königreich Italien 1861) 
verwickeln; aber während des letzteren wurden doch alle Bundestruppen 
in Kriegsbereitschaft gesetzt, und das deutsche Nationalgefühl erhielt einen 
mächtigen Anstoß zu Österreichs Gunsten (Durchzug von 60000 Öster¬ 
reichern von Böhmen durch Sachsen nach Italien). In demselben Jahre 
noch trat es bei der Feier des hundertjährigen Geburtstages 
Fr. Schillers am 10. November imponierend hervor. Doch über die 
Wege, zu einer strafferen Einheit Deutschlands zu kommen, gingen 
die Meinungen weit auseinander. Österreich wünschte die Fortdauer 
des bestehenden Zustandes, so lange es mit Hilfe der Mittelstaaten 
Preußen am Bundestage überstimmen konnte; in den Mittelstaaten, 
namentlich in Sachsen, erstrebte man eine engere Vereinigung der 
mittleren und kleineren Staaten, um ihre Selbständigkeit gegenüber 
den beiden Großmächten zu wahren (Trias). Das Ziel der preußi¬ 
schen Politik war, seitdem Prinz Wilhelm 1858 an Stelle des 
schwer erkrankten Königs (f 1861) die Regentschaft übernommen 
hatte, und namentlich seit dem Eintritte Otto von Bismarcks ins 
preußische Ministerium (September 1862) in erster Linie die Gleich¬ 
berechtigung Preußens mit Österreich am Bundestage, in zweiter 
die Verwandlung des außerösterreichischen Deutschland in einen Bundes-
	        
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