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Zu andern Zeiten sind die Staaten erschüttert worden, weil man auf— 
gehört hatte, an die Religion zu glauben; damals mußte die Unterjochung 
der Staaten den Verfall ihrer Religionen nach sich ziehen. Mit Noth— 
wendigkeit, im Gefolge der politischen Gewalt, strömten sie nach Rom zu— 
sammen; welche Bedeutung aber konnte ihnen noch beiwohnen, sobald sie von 
dem Boden losgerissen wurden, auf dem sie einheimisch waren? Die Ver— 
ehrung der Isis hatte vielleicht einen Sinn in Aegypten, sie vergötterte die 
Raturkräfte, wie fie in diesem Lande erscheinen; in Rom ward ein Götzen— 
dienst ohne allen Sinn daraus. Indem dann die verschiedenen Götterlehren 
einander berührten, konnten sie nicht anders als sich wechselseitig bestreiten 
und auflösen. 
Bei aller Theilnahme, die wir dem Untergange so vieler freien Staaten 
widmen, können wir doch nicht leugnen, daß aus ihrem Ruin unmittelbar ein 
neues Leben hervorging. Indem die Freiheit unterlag, fielen zugleich die 
Schranken der engen Nationalitäten. Die Nationen waren überwältigt, zu— 
sammen erobert worden, aber eben dadurch vereinigt, verschmolzen. Wie man 
das Gebiet des Reiches den Erdkreis nannte, so fühlten sich die Einwohner 
desselben als ein einziges, zusammengehörendes Geschlecht. Das menschliche 
Geschlecht fing an, seiner Gemeinschaftlichkeit inne zu werden. 
In diesem Moment der Weltentwickelung ward Jesus Christus geboren. 
Wie so unscheinbar und verborgen war sein Leben, seine Beschäftigung, 
Kranke zu heilen, ein paar Fischern andeutend und in Gleichnissen von Gott 
zu reden; er hatte nicht, da er sein Haupt hinlegte; — aber, auch auf dem 
Standpunkte dieser unserer weltlichen Betrachtung dürfen wir es sagen: un— 
schuldiger und gewaltiger, erhabener, heiliger hat es auf Erden nichts gegeben, 
als seinen Wandel, sein Leben und Sterben; in jedem seiner Sprüche wohnt 
der lautere Gottes-Ddem; es sind Worte, wie Petrus sich ausdrückt, des 
ewigen Lebens; das Menschengeschlecht hat keine Erinnerung, welche dieser 
nur von ferne zu vergleichen wäre. 
Wenn die nationalen Verehrungen je ein Element wirklicher Religion in 
sich eingeschlossen haben, so war dies damals vollständig verdunkelt; sie hatten, 
wie gesagt, keinen Sinn mehr; in dem Menschensohn-Gottessohn erschien 
ihnen gegenüber das ewige und allgemeine Verhältniß Gottes zu der Welt, 
des Menschen zu Gott. 
In einer Nation ward Christus geboren, die sich durch ein einseitiges, 
strenges Ritualgesetz von allen andern am entschiedensten absonderte, die sich 
aber das unermeßliche Verdienst erworben, den Glauben an den Einen Gott, 
den sie von Anbeginn bekannte, unwandelbar festzuhalten, sich ihn nie ent— 
reen zu lassen. Allerdings dachte sie ihn eben auch als einen nationalen 
nunmehr aber bekam er eine ganz andere Bedeutung. Christus löste 
de Gesetz auf, indem er es erfüllte; der Menschensohn erwies sich nach 
seinem Ausspruch als Herr auch des Sabbats; er entfesselte den ewigen 
Inhalt der von einem engen Verstand unbegriffenen Formen. Aus dem
	        
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