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den Felsen ausgehauen, theils in hohen Malen, die in länglich runder Gestalt 
mit schrägen Wänden und flachen Decken meist 54 Meter hoch aufgebaut sind. 
Die Pyramide des Cheops steht auf einem Felsen, der noch 30 Meter 
über die höchsten Gewässer des Nils hervorragt. Seine Oberfläche ist eine 
von allem Pflanzenwuchs entblößte Wüste. Die erste Steinschicht ist in den 
Felsen eingelassen, und über dieser zählt man noch 202 andere, von denen 
die obere immer zurückweicht, so daß eine Riesentreppe entsteht, die eine 
Höhe von nahezu 125 Meler hat. Die quadratische Basis des gewaltigen 
Baues ist 50,000 Quadratmeter groß. 
Diese große Pyramide ist genau nach allen vier Weltgegenden gestellt; 
jede ihrer vier Ecken sieht genau nach einem Hauptpunkte des Himmels. 
Aus dieser Stellung der Pyramiden hat man eine Thatsache von großer 
Wichtigkeit für die Geschichte unseres Erdkörpers gezogen, nämlich, daß die 
Stellung der Erdaxe sich seit mehreren tausend Jahren auf keine merkliche 
Weise verändert hat. Die große Pyramide ist das einzige Denkmal auf der 
Erde, das vermöge seines Alters Gelegenheit zu einer solchen Beobachtung 
geben kann. 
Es ist keine ganz leichte Arbeit, unter dem Strahl der heißen ägyptischen 
Sonne die Pyramide zu erkletternt, und man braucht ziemlich eine halbe 
Stunde dazu. An der Spitze sind wenigstens zwei Steinschichten abgeschlagen. 
Der Blick von ihrer Höhe auf die Umgegend ist ergreifend. Wendei man 
den Rücken der Stadt Kairo zu, so hat man zur Linken den unermeßlichen 
Palmenwald, der bis nach Memphis reicht, vor sich aber und zur Rechlen 
die Wüste, eine weite, feuergelbe Fläche, die keinen Punkt bietet, woran der 
Blick haften könnte, als höchstens ein paar vom Winde gebildete Sandhügel, 
die bloß erscheinen, um bald wieder zu verschwinden. Auf der entgegen— 
gesetzten Seite dehnt sich Aegypten, d. h. der Nil aus, welcher in seinem 
smaragdgrünen Thalgrunde dahinfließt; dann Kairo, die lebende Stadt 
inmitten der todten. 
Auf der Nordseite der Pyramide befindet sich die Oeffnung, durch welche 
man in das Innere des großen Gebäudes gelangt. Dieses Thor ist etwa 
14 Meter hoch über dem Grunde, und führt in eine enge Gallerie, die sich 
nach abwärts neigt; dann kommt ein Gang von etwa 32 Meter Länge, 
der wieder aufwärts führt. Am Ende desselben ist ein horizontaler Kanal, 
der ungefähr 30 Meter lang ist; er führt in eine Kammer, das Zimmer 
der Königin genannt. Diese Kammer ist jetzt leer. Eine andere, höhere 
Gallerie von nahezu 40 Meter Länge führt von dem Eingange des horizontalen 
Kanals aufwärts zur Kammer des Königs. Diese Kammer ist ganz von 
schönen, polirten Granitblöcken erbaut, unv an ihrem westlichen Ende steht 
der Sarkophag, ebenfalls von Granit. Seine Stellung ist von Norden nach 
Süden. Der Deckel des Sarges ist nicht mehr vorhanden. Am Eingange 
der horizontalen Gallerie befindet sich auch ein Brunnen; er ist bedeutend 
tief und steigt noch unter das Niveau des Nils herab.
	        
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