fullscreen: Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

Karl als Regent. 
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hießen wansus, daher mansi ingenui und serviles; boba, Hube, war 
ein vermessenes und eingehegtes Gut von 40 Juch.). Diech Güter 
verwaltete er wie ein weiser Hausvater; der Mann, welcher über halb 
Europa herrschte und so verschiedenen Volksftämmen Gesetze gab, führte 
zugleich die genaueste Rechnung über den Ertrag seiner eigenen Aecker, 
Wiesen und Ställe. Die kaiserlichen Höfe waren eigentliche Muster- 
wirthschaften für die Nachbarn. Am Rheine ließ er Neben von edler 
Art anpflanzen, auf seinen Gütern Obstbäume und verschiedene Gemüse; 
er gab Vorschriften, wie die Bauern ihre Gärten anlegen jollten, und 
zählte die Gewächse namentlich auf, welche hineingehören. Die Ver¬ 
besserung des Landbaues lag ihm sehr am Herzen, und er ertheilte auch 
darin Vorschriften und guten Rath. 
Karl als Pfleger höherer Bildung. 
Am ehrwürdigsten aber erscheint uns Karl d. Gr., wenn wir die 
Sorgfalt betrachten, mit welcher er unablässig bemüht war, christliche 
■ Büdung und geistiges Leben in seinem Volke zu pflanzen. Er selbst 
hatte in seiner Jugend keinen eigentlichen Unterricht erhalten; er lernte 
aber noch in seinem Mannesalter schreiben; die lateinische Sprache war 
ihm so geläufig als seine Muttersprache, griechisch sprach er zwar nicht, 
verstand es aber. An seinem Hofe hatte er gelehrte Männer versammelt, 
z. B. den Angelsachsen Alkuin, Angilbert, Einhard, der Karls Leben 
beschrieben hat, Peter von Pisa, Paul Warnefried, Adalhard, Nachkommen 
Karl Martells, Theodulf, Hilduin, Riculf u. a. In dieser Gesellschaft 
(Akademie) führte jeder einen besonderen Namen; Angilbert hieß z. B. 
Homer, Riculf Damötas, Einhard Kalliopius, Adalhard Augustin, Theo- 
d^lf Pindar, Karl selbst König David. Er belohnte diese Gelehrten, 
die zugleich seine Räthe waren, mit vielen Abteien, d. h. mit deren 
Einkommen. 
Karl ehrte und liebte die deutsche Sprache; er benannte die Namen 
der Monate deutsch, wie wir sie noch zum Theil nennen, ebenso die 
Winde; er sammelte die alten Heldenlieder, an denen er seine Freude 
hatte, ja er soll sogar an ein deutsche Grammatik gedacht haben. Dies 
beweist seine kerndeutsche Natur; denn die Schriftsprache war damals 
die lateinische, die Gelehrten verachteten fast durchgängig die deutsche 
Sprache und hielten sie für untauglich zum Schriftgebrauche. 
Die Kirche unterstützte er mit treuem Eifer. Den Versammlungen 
der Bischöfe wohnte er bei, so oft es nur anging, veranlaßte manche 
heilsame Verordnung, und war der Mann, ihr Geltung zu verschaffen^ 
wenn die kirchliche Autorität nicht geachtet wurde. Er stellte den Me¬ 
tropolitanverband im ganzen Reiche wieder her (24 Metropolen), ebenso 
stiftete er viele Bisthümer und begabte diese sowie auch Klöster und
	        
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