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aus wie ein Kampf des Fußvolks. Roß gegen Roß und Mann gegen
Mann fochten hier: die Macedonier, um die Perser gänzlich vom Ufer zu
verjagen und in das Blachfeld zu werfen; die Perser, um die Macedonier
nicht an's Land zu lassen und wieder in den Fluß zurückzudrängen. Dabei
aber hatten jetzt die Leute Alexanders neben der größeren Kraft und Uebung
im Kriege noch den Vortheil, daß sie mit Stoßlanzen auf Schäften vom
Hartriegel gegen Wurflanzen fochten. In diesem Kampfe zerbrach auch
Alexandern der Speer; der Korinthier Demaratus, von den Edelschaaren
seiner Umgebung, reicht ihm den seinen. Und da er den Mithridates, den
Tochtermann des Darius, der einen wahren Keil von Reitern in's Treffen
führt, den Uebrigen weit voran reiten sieht, sprengt auch er ihm entgegen,
und wirft ihn mit einem Speerstoß in's Gesicht vom Pferde. In demselben
Augenblicke dringen Rhösaces, der Bruder des Gefallenen, und der Satrap
Spithridates auf den König ein. Rhösaces haut ihm mit seinem krummen
Säbel nach dem Kopfe, und schlägt ihm ein Stück vom Helme; allein der
Hieb wird durch den Helm gelähmt, und nun wirft Alexander auch ihn vom
Pferde, indem er ihm die Stoßlanze durch den Harnisch in die Brust bohrt.
Unterdeß aber hatte Spithridates von hinten seinen Säbel über das Haupt
Alexanders gezückt, aind würde ihn sicher geködtet haben, wenn nicht in
demselben Augenblicke Klitus, einer der macedonischen Generale, mit einem
Hiebe des Persers Arm vom Leibe getrennt hätte.
Die Perser erlitten eine gänzliche Niederlage, sie ergriffen insgesammt
die Flucht, und zerstreuten sich so, daß ihr Heer ganz und gar verschwand.
Die Zahl ihrer Todten belief sich auf höchstens 2500 Mann. Nachdem der
persische Theil des Heeres besiegt war, wandte sich Alexander gegen die
griechischen Söldner, welche der Unverstand der feindlichen Führer zu müßigen
Zuschauern des Kampfes gemacht hatte. Auch sie wurden nach einem kurzen
aber sehr hartnäckigen Kampfe, in welchem dem Könige ein Pferd unter dem
Leibe getödtet ward, geschlagen und insgesammt entweder zusammengehauen oder
gefangen genommen. Der Verlust der Macedonier war gering; sie sollen in
der ganzen Schlacht nur 115 Mann eingebüßt haben.
Der König ließ die Gebliebenen seines Heeres auf eine ehrenvolle Weise
bestatten, und befahl, für ihre Angehörigen in der Heimat Sorge zu tragen.
Die in Gefangenschaft gerathenen griechischen Söldner dagegen bestrafte er
als Landesverräther, weil sie in einem durch die griechischen Staaten be—
schlossenen Kriege auf Seiten der Feinde gegen ihr Vaterland gefochten
hätten: sie wurden gefesselt nach Macedonien geschleppt, und dort zu öffent—
licher Strafarbeit gezwungen. Nur den Thebanern unter ihnen, deren Stadt
bekanntlich Alexander von Grund aus zerstört hatte, gewährte er Verzeihung.
Aus der reichen Beute, welche er in dem persischen Lager fand, ließ er durch
Lysippus für jeden der 25 macedonischen Ritter, die in der Schlacht geblieben
waren, eine Ehrenstatue gießen und zu Dium in Macedonien aufstellen.
Außerdem schickte er dreihundert persische Rüstungen nach Athen, damit sie