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Zur Naturkunde.
und es froren nun einem die Vinger schon morgens und abends;
endlich brachten wir ihn herein; in der staubigen Scheune
draschen sie dann ihn von morgens um zwel bis abends um viere;
drauf ist Müllers Esel gekommen und hat in die Mühle
ihn geholt und ihn wieder gehracht in Körnlein vermahlen,
und mit fetter Mileh vom jungen fleckigen Kühlein
hat ihn Mutter gekocht im Topf, gelt, Kinder, das schmeckte?
Wischet die Löffel mir ab und bet' eins: „Danket dem Hetren!“
Und jetzt geht in die Schule, dort hängt das Ränzehen am Simse!
hall' mir auch keins, gebt Achtung, und lernt hübsch, was man
euch aufgiebht.
Wenn ihr dann wieder kommt, so kriegt ihr gebackene Pflaumen,
Hebel, übers. von K. Ssehk.
12. Die Kokospalme.
Dreißig Meter hoch erhebt sich der walzenförmige Stamm der
Kokospalme und endigt mit einer Krone von sechs Meter langen ge—
fiederten Blättern, deren unterste wie Straußfedern der Erde zunicken,
während die am Scheitel aufschießenden, von jugendlicher Saftfülle
strotzend, stolz in den blauen Äther hineinschauen.
Zu allen Zeiten eine der prachtvollsten Erscheinungen der Pflan—
zenwelt, steigert sich noch das edle Bild des Kokos, wenn man ihn mit
Früchten auf allen Stufen der Entwicklung beladen sieht; von dem
ersten Aufbrechen der Scheide, wo der rispenartig-⸗ästige, weißblütige
Kolben zum Vorschein kommt, bis zur völligen Reife der Nüsse, deren
oft einige Hundert zugleich, in Büscheln von zwanzig und dreißig ver—
einigt, den Baum belasten.
Wir kennen die Frucht nur als eine harte, dichte Substanz, an
Wohlgeschmack unsrer Walnuß bei weitem nachstehend, da sie nur über—
reif und ausgetrocknet nach Norden wandert; aber in der heimatlichen
Zone gehört sie zu den kostbarsten Labsalen. Dort pflückt man sie,
wenn die dicke Hülse noch grün und saftig, die Schale noch dünn und
weich, die Nuß noch jung und zart und die eingeschlossene milchartige
„Aissigkeit noch in der größten Menge vorhanden ist; dort lernt der
Keisende sie schätzen, wenn er, von seiner Wanderung erhitzt, den