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Leb wohl! Wenn Du meinst, daß mein Brief diesmal das Postgeld nicht
wert sei, so hast Du Dich auch noch nicht von ganzem Herzen über einen
Regen gefreut. Dein getreuer Vetter
Schulze Gottlieb.
143. Der Szekler Landtag.
Ghamisso.)
Ich will mich für das Faktum nicht verbürgen;
ich trag' es vor, wie ich's geschrieben fand:
Schlagt die Geschichte nach, von Siebenbürgen.
Als einst der Sichel reif der Weizen stand
in der Gespannschaft Szekl, da kam ein Regen,
wovor des Landmanns schönste Hoffnung schwand.
Es wollte nicht der böse West sich legen,
es regnete der Regen alle Tage,
und auf dem Feld verdarb der Gottessegen.
Gehört des Volkes laut erhob'ne Klage,
gefiel es, einen Landtag auszuschreiben,
um Rat zu halten über diese Plage.
Die Landesboten ließen sich nicht treiben,
sie kamen gern, entschlossen, gut zu tagen
und Satzungen und Bräuchen treu zu bleiben.
Da wurde denn nach bräuchlichen Gelagen
der Tag eröffnet und mit Ernst und Kraft
der Fall vom Landesmarschall vorgetragen:
„Und nun, hochmögende Genossenschaft,
weiß einer Rat? Wer ist es, der zur Stunde
die Ernte trocken in die Scheune schafft?“
Es herrschte tiefes Schweigen in der Runde,
doch nahm zuletzt das Wort ein würd'ger Greise
und sprach gewichtig mit beredtem Munde:
„Der Fall ist ernst; mit nichten wär' es weise,
mit übereiltem Ratschluß einzugreifen;
wir handeln nicht unüberlegterweise.
Drum ist mein Antrag, ohne weit zu schweifen:
Laßt uns auf nächsten Samstag uns vertagen;
die Zeit bringt Rat, sie wird die Sache reifen.“
Beschlossen ward, worauf er angetragen.
Die Frist verstrich bei ew'gen Regenschauern,
Hinbrüten drauf und bräuchlichen Gelagen.
Der Samstag kam und sah dieselben Mauern
umfassen noch des Landes Rat und Hort
und sah den leid'gen Regen ewig dauern.
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