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regierte schon länger her in Deutschland als König, aber ohne
bedeutende Macht. Nach Friedrichs Absetzung (1245) wurden auch
in Deutschland Gegenkönige aufgestellt, zuerst Heinrich Raspe
von Thüringen, dann Wilhelm von Holland. Da Konrad
in Deutschland seinen Gegnern nicht mehr gewachsen war, begab
er sich nach Italien, wo sein Halbbruder Manfred indessen Neapel
und Sizilien besetzt hatte. Aber schon 1254 starb Konrad unter 1254.
lauten Klagen über den Untergang seines Hauses.
b. Da Konrads Sohn, Konrad, noch unmündig war, be¬
herrschte jetzt Manfred Neapel und Sizilien als König. Der Papst
aber, in seinem tödlichen Haß gegen die Hohenstaufen, bot die
Krone jedem an, der sie erobern würde. Endlich unternahm es
Karl von Anjou, ein jüngerer Bruder Ludwigs des Heiligen von
Frankreich. Der ritterliche Manfred wurde durch Verrat bei Be-
nevent (1266) besiegt. Er selbst suchte und sand den Heldentod;
seine Frau und seine Kinder beschlossen ihr Leben im Kerker des
finsteren Karl.
c. Indessen war Konrads IV. Sohn, Konradin, am Hof seiner
Oheime, der Herzoge von Bayern, zum schönen Jüngling heran¬
gewachsen. Herbeigerufen von den Anhängern seines Hauses zog
er 1267 nach Italien. Anfangs fiel ihm fast alles zu; auch in
Rom zog er wie ein König ein. Da kam es bei Scurcola oder
Tagliacozzo 1268 zur entscheidenden Schlacht. Konradin hatte
schon gesiegt, als plötzlich ein feindlicher Hinterhalt über die plün¬
dernden Deutschen herfiel. So verwandelte sich der Sieg in eine
völlige Niederlage. Aus der Flucht gefangen genommen, wurde
der 16jährige Konradin mit feinem Freunde Friedrich von Baden
und anderen Anhängern durch den grausamen Karl von Anjou zum
Tode verurteilt und 1268 in Neapel enthauptet. „O Mutter, 1268.
welche Schmerzensknnde wirst du von mir erhalten!" war sein
letztes Wort. In Deutschland war damals schon die kaiserlose,
die schreckliche Zeit (das Interregnum) eingetreten. Karl von Anjou
blieb nicht ohne Strafe, indem 1282 die mißhandelten Sizilianer
in der blutigen „sizilischen Vesper" alle Franzosen erschlugen
und Karls Joch für immer abwarfen.
X. Die Kreuzzüge (1096—1291).
1. Anfang. Die Zeit der letzten fränkischen und der hohen-
staufischen Kaiser ist zugleich die der merkwürdigen Kreuzzüge. Von
früher Zeit an waren die heiligen Stätten Palästinas der Gegen¬
stand frommer Verehrung. Besonders seit den Tagen Konstantins
und seiner Mutter Helena mehrten sich die Wallfahrten. Auch als
die Araber Palästina und Jerusalem eroberten (637), wurden die
Pilger zunächst nicht belästigt. Später wurde' es anders. Die