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Hier stehe ich ich kann nicht anders, Gott helfe mir!
men.“
Zu Tausenden drängte das Volk auf seinem Heimwege den Vielgeliebten
und Vielgehaßten zu sehen. Viele Ritter und einige Fürsten kamen noch am
Abend in seine Herberge, ihm die Hand zu schütteln. Der alte Herzog Erich
von Braunschweig schickte ihm einen silbernen Krug voll Eimbecker Bier
Luther fragte, von wem es sei? Der Edelknabe: Herzog Erich habe selbst dar—
aus getrunken, er möge sich nichts Böses versehen. Da that Luther einen
tiefen Zug und sprach; ‚Wie Herzog Erich meiner gedacht hat, also gedenke
der Herr Christus seiner in seinen letzten Stündlein
Im Jahre 1867 ist in Worms dem Doctor Luther ein großes Denkmal errichtet worden
In der Mitte steht er selbst auf einem hohen Fußgestell, so wie er vor dem Reichstage
stand, das Haupt kühn erhoben, mit der Rechten auf die Bibel weisend, die er in der
Linken hält. An seinem Fußgestell sitzen vier Vorläufer der Reformation: Peter Waldus
aus Frankreich, Wycliffe aus England, Johannes Hus aus Böhmen und Savonarola
aus Italien. Im Kreise herum aber stehen vier andere Standbilder, nämlich die beiden
Beschützer und Förderer der Reformation, Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen,
Luthers gnädiger Herr, und Landgraf Philipp von Hessen, dazu zwei Gelehrte jener Zeit,
Reuchlin und Luthers treuer Helfer und Freund Melanchthon. Dazwischen endlich sitzen
drei Frauengestalten, sie bedeuten die drei Städte Speyer, Magdeburg und Augsburg,
die in der Geschichte der Reformation so wichtig sind.
91. Vom Worte Gottes.
Cuther.)
Lasset uns unsern vorigen Jammer ansehen und die Finsternis, darinnen
wir gewesen sind. Ich achte, daß Deutschland noch nie so viel von Gottes
Wort gehört habe als jetzt; man spürt ja nichts in der Historie davon
Lassen wir's denn so hingehen ohne Dank und Ehre, so ist zu besorgen, wir
werden noch greulichere Finsternis und Plage leiden. Lieben Deutschen,
kauft, weil der Markt vor der Thüre ist; sammelt ein, weil es scheinet und
gut Wetter ist; braucht Gottes Gnade und Wort, weil es da ist. Denn
das sollt ihr wissen: Gottes Wort und Gnade ist ein fahrender Platzregen,
der nicht wiederkommt, wo er einmal gewesen ist. Er ist bei den Juden
gewesen; aber hin ist hin, sie haben nun nichts. Paulus brachte ihn nach
Griechenland; hin ist auch hin, nun haben sie den Türken. Und ihr Deut—
schen dürft nicht denken, daß ihr ihn ewig haben werdet; denn der Undank
und die Verachtung werden ihn nicht lassen bleiben. Darum greift zu und haltet
zu, wer greifen und halten kann; faule Hände müssen ein böses Jahr haben.
92. Wohl dem, der den Herrn fürchtet.
Cuther. — Psalm 128.)
Wohl dem, der in Gottes Furchte steht Sieh, so reich Segen hangt dem an,
und auch auf seinem Wege geht. wo in Gottes Furchte lebt ein Mann
Dein eigen Hand dich nähren soll, von ihm läßt der alt Fluch und Zorn,
so lebst du recht und geht dir wohl. den Menschenkindern angeborn.
Aus Zion wird Gott segnen dich,
daß du wirst schauen stetiglich
das Glück der Stadt Jerusalem,
vor Gott in Gnaden angenehm
Dein Weib wird in dei'm Hause sein
wie ein Reben voll Trauben fein,
und dein Kinder um deinen Tisch
wie Oelpflanzen, gesund und frisch.