Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

M 87. Der Maulwurf. 
ist ein wahres Wunderwerk. Sein äußerst feines Gehör, wie sein 
sehr feiner Geruch ersetzen dem Maulwurf bei drohender Gefahr 
oder zur Entdeckung seiner Nahrung das mangelnde Licht in der 
unterirdischen Finsternis. Die vordern Körperteile sind viel stärker 
ausgebildet als die hintern. Mit den längern Hinterfüßen stößt er 
sich schwerfällig auf ebenem Boden vorwärts; viel schneller bewegt 
er sich auf rauher Fläche; im lockern Boden aber und in den selbst⸗ 
gebauten Caufröhren schießt er blitzschnell dahin und auf seine Beute 
los mittelst seiner ganz kurzen und kräftigen Vorderfüße. Diese 
gleichen ganz einer Hand und dienen mit ihren fünf scharfen Krallen 
als ein gewaltiges, schaufelförmiges Grab⸗ und Bohrwerkzeug. Mit 
diesen auf überaus muskelkräftigen Schultern ruhenden, auswärts 
gerichteten Scharrhänden wirft er die zermahlene Erde, die Molte 
oder Mule in Haufen über sich. Daher hat er seinen alten Namen 
Moltewerf oder Mulwerf, Mulwurf. Von jedem solchen Erdhügel 
aus gehen mehrere Gänge in sein unterirdisches Revier. 
2. Ein Festungsbaumeister kann Gräben und Gänge, Mauern 
und Kammern nicht vorsichtiger und künstlicher anlegen als der 
Maulwurf seine Höhle und seine Gänge. Der Hauptbau, die 
eigentliche Wohnkammer, wird sehr häufig tief unter großen 
Baumwurzeln oder unter Gemäuer angelegt. Mindestens 60 cm 
unter der Oberfläche befindet sich die fast kugelförmige, wenigstens 
10 cm weite Höhle, mit Heu, Gras, Moos, Blättern wohl aus— 
gepolstert. Von hier aus führen 7 biss Verbindungsröhren strahlen⸗ 
förmig nach oben und münden in eine kreisförmige, etwa 50 cm 
unter dem Boden liegende Röhre aus. Von dieser führen wieder 
Verbindungskanäle strahlenförmig abwärts in die Tiefe nach 
einer zweiten, größern, die Wohnkammer umgebenden ring⸗ 
fõörmigen Röhre. Von diesem zweiten Kreis laufen 30 bis 100 cm 
tief unter dem Boden nach allen Richtungen strahlenförmig und fast 
wagrecht die zuweilen 30 bis 40 m langen CLaufröhren oder 
Hauptgänge aus. Diese sind außerordentlich pünktlich rund und 
glatt gemacht und untereinander wieder durch Kreuz- und Quer— 
gänge verbunden. Aus diesen allen aber führen mehr oder weniger 
bogenförmig gewundene Gänge nach dem Hauptgang, der auf 
die verschiedenen Jagobezirke hinführt. Endlich befindet sich am 
Grunde der Wohnkammer eine Art Fallröhre, deren Mündung 
meist mit weichen Stoffen verstopft ist. Diese Fallröhre führt zu— 
nächst schief nach unten, läuft sodann in einem Bogen wieder 
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