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genannt. Ein Arbeiter schüttet etwas Kalk in dieselbe, und min
Cann der „Abstich“ des Ofens beginnen. Zischend schießt der Glut-
strom dureh eine Rinne in die Birne; es saust und braust in ihr,
Millionen glitzernder Metallfunken sprühen empor. Doch dies ist erst
das Vorspiel. Eine Glocke ertönt. Die Luftpumpen im Maschinen-
hause setzen sich in Bewegung und treiben unter heftigem Getöse
einen Luftstrom dureb ein Robr von unten in die Birne; das „Aus-
blasen“ beginnt. Die Hitze steigt dureh die massenhafte Zuführung
von Sauerstoff auf etwa 2000 Grad. Eine mächtige Peuergarbe, in
weleher der Kohlenstoff des Eisens verbrennt, schläügt aus der Birne
empor, und nach allen Seiten regnet es Funken. Endlich legt sieh
die wilde Gewalt. 300 Zentner FPluß- oder Sehmiedeeisen sind „gar“.
WVill man Stabl haben, so setzt man etwas Eisen zu, das Kohlenstoff
enthãlt.
Auf dem reinen Metall schwimmt die „Dhomasschlacke“; sie
enthält den Kalk, weleher sieh mit der beim Ausblasen entstandenen
Phosphorsäure verbunden hat. Jetet geht es an das Ausgieben.
Eine Maschine dreht die Birne, sie neigt sich etwas, und die Schlacke
fliebt in einen eisgrnen Wagen. Während des Giebhens schüttet man
Sand in die glühende Masse, damit sieh später die Phosphörsäure
löst. Ist das Metall sohlackenrein, so fährt der Wagen ab. Sein
Inhalt wird zum Erkalten ausgeschüttet und Kommt dann in die
Pochwerke. Nachdem hier die Schlacke zerkleinert ist, wird sie in
die Mũuhlen geschafft, in welehen sie von eisernen Kugeln feingerieben
wird. Als Thomas- oder Phosphatmehl kommt sie in den
Handel. In den Lagerräumen liegen viele tausend Sack dieses ge-
suehten Düngemittels. Man stellt hier jährlich 6—700000 Doppel-
zentner im Werte von etwa drei Millionen Mark her.
Wir kehren zur Thomashütte zurück. Eben schiebt eine Maschine
den Giebwagen unter eine Birne. Väbrend sie sieh tiefer und tiefer
neigt, strömt das glühende EVisen in den Wagenkasten. Der Wagen
fährt zur Giebstelle. Rin Hebeldruck öffnet das MAusflußrohr, und die
keurige Flut schiebt in die eisernen Pormen hinab, welebe mit Lehm
ausgefüttert sind. Ist die Porm dureh Wasser genügend geküblt, so
zieht man sie mit Hilfe eines Kranes empor. Ein glühender Eisen-
block fällt heraus Er wird ins Walzwerk geschafft, dort im Feuer
nachgeglüht und vor die eisernen Walzen geschoben. Je zwei Walzen
liegen pahe übereinander und bilden dureh ihre Einschnitte die Eorm,
welebe der Block haben soll. Das Wal-enpaar, das sioh sehr sehnell
dreht, faßt ihn. Kaum ist er hindureh, so mub er zurüek, weil sieh
nun die Walzen umgekehrt dreben. Eine Maschine kippt ihn um,
ein Arbeiter hilft etwas nach, und wieder geht's dureh ein anderes
Walzenpaar. Immer länger und dünner wird der glühende Block.
Nach fünf Minuten ist ein Träger von 10m Länge fertig, der auf
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