Full text: Deutsches Lesebuch mit Bildern für einfache Schulverhältnisse

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und Unserer Lieben Frauen, wo uns die Werke Peter Vischers, des größten 
deutschen Erzgießers früherer Zeit, und Adam Krafts, des Bildhauers, erfreuen. 
Von da gehen wir zum Hause Dürers, zu seinem Denkmale und zu dem Grabe 
dieses großen Meisters auf dem Johanniskirchhofe. Noch mancher andere alt— 
ehrwürdige deutsche Mann liegt hier unter riesigen Denksteinen begraben, wobei 
wir nur des Hans Sachs gedenken wollen. 
Und nun bergan zur Burg. Kühn thront sie auf dem Scheitel des Sand— 
steinfelsens und überragt mit ihren Türmen die übrigen Gebäude der Stadt. 
Verwundert schauen die steinernen Gebäude, die Zeugen einer großen Ver— 
gangenheit, auf das emsige Treiben unter ihnen. — Siegreich trotzte Burg und 
Mauer allen Stürmen des Krieges, nie fiel Nürnbergs Schloß dem Feinde 
in die Hände. Hier residierten oft die Kaiser des deutschen Reiches, und gar 
manches deutet auf die Herrlichkeit aus alter Zeit. Hier hausten als Burggrafen 
oder als kaiserliche Obervögte vom Jahre 1210 an die Edlen aus dem Hause 
Hohenzollern, bis sie endlich zum Range deutscher Reichsfürsten erhoben und 15 
1417 mit der Kurmark Brandenburg beliehen wurden. 
189. Das Schlaraffenland. 
Gans Sachs.) 
Eine Gegend heißt Schlaraffenland, 
den faulen Leuten wohlbekannt, 
die liegt drei Meilen hinter Weihnachten. 
Ein Mensch, der dahinein will trachten, 
muß sich des großen Dings vermessen 
und durch einen Berg von Kuchen essen; 
der ist wohl dreier Meilen dick. 
Alsdann ist er im Augenblick 
in demselbigen Schlaraffenland. 
Da hat er Speis und Trank zur Hand. 
Da sind die Häuser gedeckt mit Fladen, 
Lebkuchen Thür und Fensterladen; 
um jedes Haus geht rings ein Zaun, 
geflochten aus Bratwürsten braun; 
vom besten Weine sind die Bronnen, 
kommen einem selbst ins Maul geronnen. 
An den Tannen hangen süße Krapfen, 
wie hier zu Land die Tannenzapfen. 
Auf Weidenbäumen Semmeln stehen, 
unten Bäche von Milch hergehen; 
in diese fallen sie herab, 
daß jedermann zu essen hab'. 
Auch schwimmen Fische in den Lachen, 
gesotten, gebraten, gesalzen, gebachen, 
die gehen bei dem Geftad' so nahe, 
daß man sie mit den Händen fahe. 
Auch fliegen um, das mögt ihr glauben, 
gebratene Hühner, Gäns' und Tauben; 
wer sie nicht fängt und ist so faul, 
dem fliegen sie selbst in das Maul. 
Die Schweine, fett und wohlgeraten, 
laufen im Lande herum gebraten; 
jedes hat ein Messer im Rück, 
damit schneidet man sich ab ein Stück 
und steckt das Messer wieder hinein. 25 
Käse liegen umher wie die Stein'. 
Ganz bequem haben's die Bauern: 
Sie wachsen auf Bäumen an den Mauern; 
sind sie zeitig, so fallen sie ab, 
jeder in ein Paar Stiefel herab. 30 
Auch ist ein Jungbrunnen in dem Land, 
mit dem ist es also bewandt: 
Wer da häßlich ist oder alt, 
der badet sich jung und wohlgestalt't. 
Bei den Leuten sind allein gelitten 
mühelose, bequeme Sitten. 
So zum Ziel schießen die Gäst', 
wer am weitsten fehlt, gewinnt das 
Best'; 
im Laufen gewinnt der letzte allein. 
Das Schlafrocktragen ist allgemein. 
Auch ist im Land gut Geld gewinnen. 
Wer Tag und Nacht schläft darinnen, 
dem giebt man für die Stund einen 
Gulden; 16 
der wacker und fleißig ist, macht Schulden;
	        
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