fullscreen: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern

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noch 20; manche waren ganz verödet. Noch heutzutage bezeichnen 
Ramen von Feldmarken, einzelne übrig gebliebene Gehöfte, hier und 
da sogar noch Kirchentrümmer die Stäiten, wo einst blühende Dörfer 
gestanden. Von den meisten war nach dem Kriege nur noch die Kirche, 
und auch diese oft nur als Ruine, vorhanden. Es war die fromme, 
dusdaueinde Landgeistlichkeit, die um die Kirche den Keim einer 
Gemeinde wieder versammelte. Aber es dauerte lange, ehe die Ver— 
wilderung und Sittenlosigkeit wieder wich. Aus der ällgemeinen Ver— 
wüstung ragten die großen Städte in einem elenden Zustande hervor. 
Das deutsche Bürgertum, einst trotzig und gewaltsam, war fast ver— 
nichtet. Den kleineren Städten erging es meist nicht besser als den 
Dörfern. Größere, befestigtere überdauerten wohl den Krieg. Aber 
dann waren sie durch Umlagerung so oft geängstigt, durch Abgaben 
und Brandschatzungen so erschöpft, durch Hunger und Pest so ent— 
hölkert, daß viele Häuser und Straßen in Trümmern liegen blieben 
und daß, da die städtischen Steuern fast allein auf den Grundstücken 
lasteten, kaum ein Eigentümer Lust hatte wieder aufzubauen. Bayern 
allein war etwa um 80000 Familien ärmer gewoͤrden und wohl 
2000 Höfe waren unbewohnt. Auch der alte Sinn der Selbständig— 
heit war dahin, der frohe Sinn auf dem Lande erschlaffte und die 
Herrlichkeit der Städte fank. 4 Gustav Freytag 
66. Kurfürst Maximilian J. von Bayern. 
(1597 -1651.) 
Maximilian J. war unzweifelhaft der bedeutendste deutsche Fürst 
seiner Zeit. Er besaß eine Festigkeit des Charakters, eine Unabhängigkeit 
des Willens und eine Selbständigkeit des Urteils, wie sie selten einem 
Menschen beschieden sind. 
Max genoß eine sorgfältige Erziehung. An der Universität Ingol⸗ 
stadt bettieb er mit regem Eifer das Studium der Sprachen, der Rechts— 
wissenschaft, Mathematik und Kriegskunst. Nachdem er auf Reisen die 
Welt kennen gelernt hatte, nahm er eifrigst an den Staatsgeschäften teil. 
Von früher Jugend auf an Ordnung, Mäßigkeit und Arbeitsamkeit gewöhnt, 
verwendete er seine großen Geistesgaben nur für das Wohl seines Landes 
und den Sieg der katholischen Sache, der er jederzeit Gut und Blut zu opfern 
bereit war. 
Abs er die Regierung übernahm, war der Staatshaushalt zerrüttet, 
die Schuldenlast drückend; dazu hatten sich Mißbräuche aller Art ein— 
geschlichen. Der Herzog stellte letztere ab, beschränkte den Aufwand des 
Hofes, führte eine genaue Prüfung der Ausgaben und weise Sparsamkeit 
ein und hob durch Förderung des Salzwesens (Solenleitung von Reichen⸗ 
hall nach Traunstein), des Handels- und Gewerbefleißes die Einnahmen des 
Staates. Sein Hauptaugenmerk aber richtete er auf Herstellung einer an— 
sehnlichen Kriegsmacht. Sein Scharfblick erkannte wohl, daß die 
beständigen Reibereien zwischen den beiden Religionsparteien, die unter
	        
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