Der Leopard und das Eichhorn.
Ein Eichhorn, das auf seiner Fahrt
Von Baum zu Baume fluͤchtig huͤpfte,
Verlor den Kopf, sein Fuß entschluͤpfte;
Es fiel auf einen Leopard,
Der in dem Schatten einer Eiche
Der Ruhe pflegte. Der Gigant
Fuhr bruͤllend auf. — Bereits halb Leiche
Vor Schrecken, fiel der Arrestant
Auf seine Kniee, bat um Gnade
Und machte sich gar winzig klein
Vor seiner Hoheit. — »Arme Made —
Rief dieser, den die Todespein
Des Zwergs zur Huld bewog — dein Leben
Ist mein; ich schenke dir's, allein
Zuvor mußt du Bescheid mir geben,
Warum du stets so froͤhlich bist,
Indeß mich Prinzen von Gebluͤte
Der Ueberdruß und Mißmuth frißt.«
»»Herr, sprach das Eichhorn, deine Guͤte
Macht Wahrheit mir zur Pflicht; doch hier
Spricht sich's nicht gut; ich quetschte mir
Bei meinem schweren Fall die Lunge;
Lass mich in's Freie.«c — »Nun es sei!«
Versetzt der Prinz, und gab es frei.
Das Eichhorn maß mit einem Sprunge
Den Baum, und sprach vom hoͤchsten Ast:
»»Du wolltest mein Geheimniß wissen.
Hier ist's: ein Gut das Du nicht hast,
Das Deines Gleichen stets vermissen,
Erhaͤlt mein Herz bei heiterm Muth!««
»So nenne mir dies eble Gut!«
2uEs heißt: ein ruhiges Gewissen.««
Pfeffel.