Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

3 
2 
— 
Auch in die Sonntagsschul' mulst gehen, weil du bei deiner 
Freisprechung ein Religionszeugnis brauehst. Deine Lehrzeit dauert 
drei Jahre; nachher — wenn du brav und fleissig bist — lass ieh 
dieh freisprechen, und dann steht's dir frei, wenn ieh dich brauch, 
für einen Wochenlohn bei mir zu bleiben oder in die Premd' zu 
gehen.“ 
Beim Weggehen sagte der Alpelhofer zu mir: „Schneider 
werden? Wie iet dir denn das eingefallen? Alleweil in der finstern 
Stube sitzen; in den meisten Haäusern lassen die Leut nicht einmal 
Luft zu den Fenstern hinein. Menn du meinst, dals du für die 
Bauernarbeit zu sehwach warst, hattest du nieht können ein Alm- 
halter werden oder so was, wo du auf freier Weid gewesen wãrest? 
Jetzt bist einmal Schneider, so bleib dabei und schick' dich. Und 
wenn dir das Kreuz weh tut vom vielen Sitzen, so denk an den da 
oben, der will's haben, dals der Mensch mit Mühb' und Fleiss sein 
Brot verdient. Nur alles schön mit Willen und Geduld, so wird's 
schon gut gehen. In meinem Hause hast heut' angefangen, so bin 
ich dir der Pate fürs Handwerk. Wenn du ein Anliegen hast oder 
eine Klag', so komm zu mir, und nur alleweil woblgemutl 
In meiner Lehrzeit gab's wenig zu klagen. Ieh hätte mein 
Anliegen dem Alpelhofer aueb nieht vorbringen können; denn der 
gute Mann ist schon fünf Woehen nach meinem PEintritt ins Hand— 
werk gestorben. 
Petoer Rosegger. 
82. Das Handwerk im Sprichwort. 
Handwerk hat goldenen Boden. — vSeines Handwerks soll 
gieh niemand sohämen. — Kunst bringt Gunst. — Kunst kann man 
nieht kaufen. — Ubung macht den Meister. — Lehrjahre sind 
keine Herrenjahre· 
Per Meister schleift, ohn zu ermũüden: 
Der Prfuscher pfeift und ist zufrieden 
Martin Groif. 
83. Leer lärmt am meisten. 
Stößt du an ein leeres Faß, dröhnend wälzt sich's um und um; 
Ist mit Wein es angefüllt, bleibt es liegen fest und stumm. 
Wilh. Müller.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.