243. Karl der Große.
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christlichen Glauben. Dessenungeachtet aber erhielt sich lange
noch der alte Götterglaube und heidnisches Wesen. Tausende
von Menschen waren halb Christen, halb Heiden.
Da kam in den Tagen des frommen Herzogs Odilo (737—748)
der Apostel der Deutschen, Bonifatius (Winfried), nach Bayern,
predigte da die reine christliche Glaubensbotschaft und vertrieb
die falschen Lehrer. Damit aber das Vollbrachte auch für die
spätesten Zeiten erhalten werde, teilte er mit Zustimmung des
Herzogs das Land in vier Kirchensprengel, Salzburg, Freising,
Regensburg und Passau, und bestimmte Bischöfe für dieselben.
Dazu kamen noch die neuerrichteten Bistümer Eichstätt und
Würzburg, die aber damals Bayern noch nicht angehörten. Es
entstanden die Klöster Benediktbeuern, Tegernsee, Isen, Ilm¬
münster, Polling, Sehlehdorf, Kochelsee u. a. Allenthalben er¬
wachte nun neues Leben. Die Klöster wurden die Pflanzstätten
der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. Von ihnen aus ging
die Veredlung des Volkes und des Landes.
248. Karl der Grosse (768—814).
Nach Weiter und Bredow.
1. Karl, der Sohn Pipins des Kurzen, wurde am 2. April 742 wahr¬
scheinlich zu Aachen geboren. Im 26. Jahre bestieg er den Thron, und
von dieser Zeit an führte er sein ganzes Leben lang fortgesetzt Krieg.
Am hartnäckigsten und langwierigsten waren seine Kämpfe mit den
Sachsen, die oft den kaum geschlossenen Frieden brachen und neue Kriege
veranlassten. Dieses kriegerische Volk bewohnte die weite Ebene zwischen
der Elbe, dem Niederrhein und der Nordsee. Geschützt durch unermess¬
liche Wälder und Sümpfe, mehr aber noch durch angestammte Tapferkeit,
hielt es unter allen deutschen Stämmen allein noch an den alten heidnischen
Sitten fest und fiel wiederholt raubend und mordend ins fränkische Gebiet
ein. Erst nach 32jährigem, hartem Kampfe gelang es Karl, sich dieses
kriegerische Volk für immer zu unterwerfen und somit dem Christentum
bei ihnen Eingang zu verschaffen. Wittekind (Widukind) und Albion
(Abbio), die Anführer der Sachsen, liessen sich mit vielen ihrer Lands¬
leute taufen. Bistümer, Kirchen und Klöster zu Osnabrück, Pader¬
born, Münster pflegten nun christliche Lehre und christliches Leben im
Sachsenvolke.
Einen zweiten Feind fand Karl in dem Longobardenkönige Desi-
derius in Italien, der dem Papste das demselben von Karls Vater ge¬
schenkte Ländergebiet — die Umgegend von Rom und Ravenna — wieder
entreißen wollte. Karl ging über die Alpen, eroberte Oberitalien, setzte
Desiderius ab und nannte sich nun König der Franken und Longobarden.
Auf die Bitte arabischer Statthalter in Spanien, die ihn gegen ihren
Kalifen um Hilfe anflehten, brach er nach Spanien auf und eroberte
alles Land bis an den Ebro. Er unterwarf sich Bayern, bezwang die
räuberischen Avaren in Ungarn, die Slaven, die an der Havel und