32. Der Schlaf.
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mir! Siehe, deine rechte Hand, so kräftig und geschickt zur Arbeit, —
würdest du sie Wohl um tausend Thaler dir abnehmen lassen? Und
deine Augen, die so ftisch in Gottes schöne Welt hineinschauen, um
wie viel Geld würdest du sie wohl" hingeben? Und dein Gehör, durch
das Der Gesang der Vögel, die Stimme deiner Freunde zu dir dringt,
würdest du es wohl um die Schätze eines Königs vertauschen?" Da
schlug der junge Mensch die Augen nieder. „Das würde ich freilich
nicht thun," sprach er beschämt. — „Nun denn," versetzte der Lehrer,
„so klage nicht, daß du arm bist; du hast Güter, die mehr wert sind
als Geld und Gut. Sei nur weise, und genieße und nütze sie!"
32. vor Schlaf.
J. Bumüllers Lesebuch.
Der Tag ist dem Menschen zur Arbeit gegeben, die Nacht
zur Ruhe; auf die Arbeit folgt Ermüdung, die Muskeln verlieren
allmählich ihre Spannkraft, die Sinne ermatten, der Leib und
die Seele sehnen sich nach Ruhe. Dann breitet Gott die Schatten
der Nacht über die Erde aus, und über die Menschen sendet
er den wohlthuenden Schlaf. Das Geräusch des Tages verstummt,
allmählich, tiefe Stille tritt ein und da geht der fromme Christ
noch einmal in sich, denkt nach über sein Thun und Lassen
während des Tages, bittet Gott um Verzeihung für das Gute,
das er unterlassen, und das Böse, das er gethan hat, und empfiehlt
sich dem Schirm des Allerhöchsten, bevor er sich der nächtlichen
Ruhe überlässt. Denn während des Schlafes ist der Mensch so
hilflos wie ein Kind in der Wiege; er hört nichts, sieht nichts,
empfindet nichts, er kann sich gegen keine Gefahr schützen, ja
nicht einmal für sein leibliches Leben sorgen. Aber Gottes Vater:
sorge wacht über uns; er macht, dass unsere Augen sich be¬
decken, dass die Lunge Atem schöpft, das Blut seinen Kreislauf
vollbringt, der Leih neue Kraft sammelt zum kommenden Tage¬
werke. Wenn das lacht des neuen Tages herannaht, so erweckt
uns Gottes Allmacht wieder, und wer in Gottes Namen zur Ruhe
gegangen ist, der erhebt sich auch wieder in Gottes Namen; wenn
dann die Morgenglocke tönt, so dankt er Gott für seinen gnädigen
Schutz während der Nacht und bittet ihn um seinen Segen für
den neuen Tag und seine Arbeit.